Helena Schwarz

Sport und Bewegung haben nachweislich viele positive gesundheitliche Effekte. So profitieren beispielsweise unser Herz-Kreislauf-System und unser Gehirn (durch ein vermindertes Demenzrisiko) von körperlicher Aktivität. Aber wussten Sie schon, dass Sie durch Bewegung auch Ihre Darmgesundheit verbessern können? In den letzten Jahren häuften sich wissenschaftliche Belege dafür, dass Bewegung die Entstehung gesunder Darmbakterien fördert, was sich wiederum positiv auf die allgemeine Gesundheit und die Krankheitsresistenz auswirkt.

2014 führten die irischen Wissenschaftler Clarke et al. eine Studie durch, in der sie die Darmflora von professionellen Athleten mit der Darmflora einer Kontrollgruppe verglichen. Die Athleten wiesen dabei eine signifikant größere Vielfalt an Mikroorganismen im Darm sowie eine größere Vielfalt an Stoffwechselprodukten auf, die von diesen Mikroorganismen produziert werden. Die Forscher konnten jedoch nicht klären, welchen Einfluss die proteinreichere Ernährung der Athleten (im Vergleich zur Kontrollgruppe) auf die Studienergebnisse hat.

Zwei Jahre später veröffentlichten die kanadischen Wissenschaftlern Estaki et al. (2016) eine Studie, die den Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und der Vielfalt an Darmorganismen bestätigte. Darüber hinaus stellten Estaki et al. fest, dass bei besserer Fitness die Fähigkeit der Darmbakterien steigt, das wichtige Stoffwechselprodukt Butyrat zu produzieren. Butyrat ist eine kurzkettige Fettsäure, die das Epithelgewebe im Darm und dessen Barrierefunktion stärkt sowie die lokale Immunabwehr stabilisiert.

2017 führten Forscher der Universität Illinois schließlich eine Studie durch, bei der Probanden über einen Zeitraum von 6 Wochen an einem Aerobic Training teilnahmen. Dabei zeigten die schlanken Studienteilnehmer positive Veränderungen hinsichtlich der Zusammensetzung ihrer Darmbakterien und deren Stoffwechselprodukte. Bei übergewichtigen Personen blieb der positive Effekt von Bewegung auf die Darmgesundheit in dieser Studie aus. Sobald die Studienteilnehmer die sportliche Betätigung einstellten, waren die positiven Effekte im Darmmilieu rückläufig.

Fazit: Verschiedene Studien belegen positive Effekte von Sport und Bewegung auf unsere Darmflora. So steigt nicht nur die Vielfalt an Mikroorganismen durch Bewegung, sondern auch die Bandbreite an wichtigen mikrobiellen Stoffwechselprodukten, wie beispielsweise Butyrat. Normalgewicht und die Regelmäßigkeit bzw. Dauerhaftigkeit von körperlicher Bewegung scheinen wichtige Voraussetzungen für die günstigen Auswirkungen auf das Darmmilieu zu sein.

Quellen:

Clarke, S. F., Murphy, E. F., Osullivan, O., Lucey, A. J., Humphreys, M., Hogan, A., . . . Cotter, P. D. (2014). Exercise and associated dietary extremes impact on gut microbial diversity. Gut,63(12), 1913-1920.

Estaki, M., Pither, J., Baumeister, P., Little, J. P., Gill, S. K., Ghosh, S., . . . Gibson, D. L. (2016). Cardiorespiratory fitness as a predictor of intestinal microbial diversity and distinct metagenomic functions. Microbiome, 4(1).

Mailing, L., Allen, J., Niemiro, G., Cohrs, J., Holscher, H., De Lisio, M., & Woods, J. (2017). Effects of a 6 Week Aerobic Exercise Intervention on Gut Bacterial Metabolites in Lean and Obese Adults. The Faseb Journal, 31.

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Verlag: Ullstein eBooks
Erscheinungsjahr: 2014
Die Autoimmun-Lösung
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Verlag: Irisiana
Erscheinungsjahr: 2016