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In einer großen, neuen Studie aus Skandinavien ist ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Alzheimer-Demenz und der Einnahme von Benzodiazepinen nachgewiesen worden. Benzodiazepine umfassen eine Medikamentengruppe, die zum Beispiel als Schlafmittel, Beruhigungsmittel und Medikation bei Angststörungen eingesetzt werden.

Dr. Tapiainen von der Universität in Kuopio, Finnland, und seine Kollegen veröffentlichten im August diesen Jahres die Ergebnisse ihrer Studie zu diesem Thema in der Acta Psychiatrica Scandinavia. Die Studie umfasst über 70.719 Finnen, die zwischen 2005 und 2011 mit Alzheimer-Demenz diagnostiziert worden sind, sowie 282.862 Finnen in der Kontrollgruppe. Hier stellten die Wissenschaftler zwar eine leichte aber deutliche Korrelation zwischen der Einnahme von Benzodiazepinen und dem Auftreten von Alzheimer fest, wie es schon bei anderen, kleineren Studien zu beobachten war. Besorgniserregend ist diese Situation vor allem, da oft ältere Menschen (immerhin 9-32% der Menschen in Europa) diese Medikamentengruppe verschrieben bekommen, oft noch in weiteren Medikamenten- Kombination. Auch gerade Menschen, die bereits an Demenz erkrankt sind, werden gegen die durch die Krankheit hervorgerufenen Ängste wiederum Benzodiazepine verschrieben, was womöglich die Symptome der Demenz noch zusätzlich verstärken könnte. Neben den hier gefundenen Zusammenhängen haben Benzodiazepine auch weitere unerwünschte Nebenwirkungen, wie zum Beispiel eine erhöhte Schläfrigkeit, Mobilitätsstörungen (die häufig zu Stürzen führen) und Gedächtnisstörungen. Zwar wird empfohlen, die Medikation nicht langfristig durchzuführen, was aber in der Realität leider trotzdem immer wieder beobachtet wird. Je länger die Medikation erfolgt und je höher die Dosis ist, umso höher das Risiko für die Entwicklung von Alzheimer.

Laut Medscape bestätigt auch Prof. Dr. David S. Knopman, Professor der Neurologie an der Mayo Clinic in Rochester, USA und ein Mitglied des Alzheimer´s Association Medical and Scientific Advisory Council, dass es bekannt sei, dass die Einnahme bestimmter psychoaktiver Medikamente ein erhöhtes Demenzrisiko beinhalten. Er betont, dass die Studienlage durchaus zeigt, dass “Benzodiazepine und verwandte Schlafmittel ´wenn möglich` bei älteren Menschen vermieden werden sollten” (Medscape).

Fazit: Wenn Sie an Schlafstörungen leiden, verzichten Sie auf die oben genannten Medikamentengruppen. Nutzen Sie stattdessen natürliche Methoden, wie z.B. pflanzliche Wirkstoffe oder vor allem auch Entspannungsübungen, Yoga und verwandte Verfahren, um das Stresslevel zu reduzieren. Wichtig ist zudem die Beachtung des zirkadianen Rhythmus, also kein blaues Licht am Abend. Auch technische Hilfsmittel, wie Schlafbrillen oder bestimmte Tongeneratoren, Blaulichtfilter etc., können von Nutzen sein.


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Quelle:

Tapiainen, V., Taipale, H., Tanskanen, A., Tiihonen, J., Hartikainen, S., Tolppanen, A.-M. M., May 2018. The risk of alzheimer's disease associated with benzodiazepines and related drugs: a nested case-control study. Acta psychiatrica Scandinavica.

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