Helena Schwarz

Laut epidemiologischem Suchtsurvey 2018 rauchen in Deutschland rund 23% der Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren (26% der Männer, 20% der Frauen). Die Anzahl der Deutschen, die den Ausstieg vom Rauchen geschafft haben, übersteigt inzwischen die Anzahl der aktuellen RaucherInnen: 27% der deutschen Männer und 24% der Frauen haben früher geraucht und leben heute rauchfrei. Rund ein Drittel der noch rauchenden Deutschen gab in der Umfrage an, in den vergangenen 2 Jahren versucht zu haben, mit dem Rauchen aufzuhören. Bedauerlicherweise nimmt die Zahl der rauchenden Mädchen und  jungen Frauen zu, sodass die Fachleute davon ausgehen, dass in wenigen Jahren der Lungenkrebs den Brustkrebs vom Platz eins der weiblichen Tumorerkrankungen verdrängen wird.

Auch nach vielen Jahren des Rauchens kann ein Rauchstopp das Risiko für zahlreiche Erkrankungen nachgewiesenermaßen wieder verringern bis hin zu einer Normalisierung im Vergleich zu NichtraucherInnen. Doch werden die Erkrankungsrisiken auch gemindert, wenn RaucherInnen ihren Konsum lediglich reduzieren?

Dieser Frage ist ein US-Amerikanisches Forscherteam (Inoue-Choi et al., 2020) nachgegangen. Das Team untersuchte, welchen Effekt eine Reduzierung des Rauchens von täglichem auf nicht-tägliches Rauchen auf die allgemeine und krankheitsspezifische Sterblichkeit hat. Als statistische Größe wurde das Hazard Ratio bestimmt (HR; ein deskriptives Maß zum Vergleich von Überlebenszeiten zwischen zwei verschiedenen Gruppen).

Dabei wurden Daten von 505 500 US-Amerikanischen StudienteilnehmerInnen ausgewertet, die seit 1992 an der TUS-CPS-Umfrage (The Tobacco Use Supplement to the Current Population Survey) teilgenommen haben und von denen inzwischen rund 47 000 Personen verstorben sind. 

Es wurden folgende Gruppen verglichen: 

  • Nie-RaucherInnen
  • Ehemalige RaucherInnen
  • Tägliche RaucherInnen
  • Lebenslang nicht-tägliche RaucherInnen
  • Nicht tägliche RaucherInnen, die ehemals täglich geraucht haben

Die Ergebnisse

Im Vergleich zu Nie-RaucherInnen hatten tägliche RaucherInnen in der Studie ein 2,32-fach höheres Gesamtsterblichkeitsrisiko.(HR = 2,32) und lebenslang nicht-tägliche RaucherInnen ein 1,82-fach höheres Risiko (HR = 1,82) 

Beim Vergleich der unterschiedlichen Konsum-Intensitäten (6-10 Zig./Monat, 11-30 Zig./Monat, 31-60 Zig./Monat, >60 Zig./Monat) war ein höherer Konsum jeweils mit einem höheren Sterblichkeitsrisiko assoziiert.

Obwohl eine Reduzierung des Rauchens von täglichem auf nicht-tägliches Rauchen bei den Studienteilnehmern mit einem verringerten Sterblichkeitsrisiko assoziiert war, war ein gänzlicher Rauchstopp mit einem weitaus größeren gesundheitlichen Vorteil verbunden: 

Nach 10 oder mehr Jahren nicht-täglichen Rauchens hatten ehemals tägliche RaucherInnen ähnliche Sterblichkeitsrisiken wie lebenslang nicht-tägliche RaucherInnen. Dennoch hatten sie immer noch ein 1,73-fach höheres Sterblichkeitrisiko als Nie-RaucherInnen und ein 1,18 höheres Risiko als ehemalige RaucherInnen, die vor 10 oder mehr Jahren ganz mit dem Rauchen aufhörten.

Die StudienteilnehmerInnen, die schon immer nicht-täglich rauchten, hatten ein höheres Sterblichkeitsrisiko als Nicht-RaucherInnen, selbst wenn sie im gesamten Monat nur 6-10 Zigaretten rauchen. 

Im Vergleich zu Nie-RaucherInnen war das Risiko an einer Raucher-typischen Krebserkrankung zu versterben 2,16-fach höher für lebenslänglich nicht-tägliche RaucherInnen, 3,65-fach höher für ehemals-tägliche, aktuell-nicht-tägliche RaucherInnen und 4,88-fach höher für tägliche RaucherInnen.

Noch deutlicher wird die Abhängigkeit der Sterblichkeit von der Rauchfrequenz, wenn man den Lungenkrebs selbst betrachtet: tägliches Rauchen erhöht das Risiko fast um den Faktor 14, wobei der Rückgang auf nicht tägliches Rauchen das Risiko nur unwesentlich senkt (immer noch Faktor 10). Selbst lebenslanges, nicht tägliches Rauchen führt zu einer Steigerung des Risikos, an Lungenkrebs zu versterben, um den Faktor 5,6!

Die folgende Tabelle zeigt eine Zusammenstellung der krankheitsspezifischen Sterblichkeitsrisiken für die betrachteten Gruppen, jeweils im Vergleich zu Nie-RaucherInnen:

Fazit: 

Tägliche Raucher profitieren davon, auf nicht-tägliches Rauchen umzusteigen und die Anzahl der gerauchten Zigaretten zu reduzieren – das Sterblichkeitsrisiko sinkt. Jedoch bleibt das Risiko, an sämtlichen durch den Tabakmissbrauch ausgelösten Erkrankungen zu versterben, auch bei einer Reduktion der konsumierten Zigaretten immer noch erhöht, je nach Erkrankung um ein Vielfaches. Ein gänzlicher Rauchstopp ist mit einem weitaus größeren gesundheitlichen Benefit verbunden, das gilt selbst für nicht-tägliche Raucher, die „nur“ 6-10 Zigaretten im ganzen Monat rauchen. Einen gesundheitlich unbedenklichen Zigarettenkonsum gibt es nicht. 

Wie sollte dies auch geschehen, da in jeder Zigarette mehr als 500 Giftstoffe enthalten sind, die die ohnehin problematische Bilanz der Schadstoffbelastung unseres Körpers deutlich erhöhen und damit ganz wesentlich an der Entstehung der vielfältigen Zivilisationskrankheiten beteiligt sind. Wenn Sie also etwas für Ihrer Gesundheit tun wollen, geben Sie bitte das Rauchen auf und reduzieren damit nicht nur Ihr eigenes Erkrankungs- und Sterberisiko sondern auch das Ihrer Mitmenschen!

 

Quellen:

  1. Seitz, N.-N., John, L., Atzendorf, J., Rauschert, C. & Kraus, L. (2019). Kurzbericht Epidemiologischer Suchtsurvey 2018. Tabellenband: Tabakkonsum und Hinweise auf Konsumabhängigkeit nach Geschlecht und Alter im Jahr 2018. München: IFT Institut für Therapieforschung.
  2. Inoue-Choi, M. et al. (2020) ‘Dose-Response Association of Low-Intensity and Nondaily Smoking With Mortality in the United States’, JAMA Network Open, 3(6), p. e206436. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2020.6436.

Beitragsbild: von PeterFranz auf Pixabay

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