
Die Inzidenz früher Krebserkrankungen steigt besorgniserregend. Um dem entgegenzuwirken, ist ein gesellschaftliches Umdenken hin zu einer neuen Gesundheitskultur essentiell. Ernährung, Lebensstil und Umweltfaktoren spielen eine Schlüsselrolle bei der Krebsprävention. Wir plädieren für aufgeklärte, präventive Maßnahmen und eine ganzheitliche, menschliche Medizin.
Inhaltsverzeichnis:
In den letzten Jahrzehnten wurde weltweit eine deutliche Zunahme der Inzidenz von Krebserkrankungen bei jungen Menschen unter 50 Jahren verzeichnet. Diese Entwicklung ist alarmierend und erfordert eine tiefgreifende Reflexion über unsere Lebensweise und unser Gesundheitssystem. Eine kürzlich durchgeführte Studie [1] hat gezeigt, dass die Zahl der Fälle von früh einsetzenden Krebserkrankungen zwischen 1990 und 2019 um 79,1 % gestiegen ist, während die Zahl der Todesfälle um 27,7 % zugenommen hat. Besonders betroffen sind Brust-, Lungen-, Magen- und Darmkrebs. Länder mit einem hohen mittleren und mittleren soziodemografischen Index (SDI) – also insbesondere die sogenannten Industrieländer - und Personen im Alter von 40-49 Jahren waren besonders betroffen.

Bild 1: Vergleich der Inzidenz der Fälle nach Krebsart und der absoluten Zahl der Fälle 1990 und 2019 [1]
Informationsdefizit und die Notwendigkeit einer neuen Gesundheitskultur
Es wird deutlich, dass in unserer Gesellschaft ein erhebliches Defizit an Grundlagenwissen zur Erhaltung der Gesundheit und zum Schutz vor Erkrankungen besteht. Dies betrifft nicht nur die Allgemeinbevölkerung, sondern auch das medizinische System, das oft reaktiv statt proaktiv agiert. Die Akademie für menschliche Medizin vertritt die Überzeugung, dass ein gesellschaftliches Umdenken unerlässlich ist. Wir benötigen eine Gesundheitskultur, die qualitativ hochwertige, menschliche Medizin fördert, die ursachenorientiert, ganzheitlich und natürlich arbeitet.
Hauptursachen und präventive Strategien für früh einsetzende Krebserkrankungen
Die Zunahme früh einsetzender Krebserkrankungen ist ein komplexes Phänomen, das durch eine Vielzahl von Risikofaktoren beeinflusst wird. Diese Faktoren umfassen sowohl genetische Prädispositionen als auch zahlreiche vermeidbare Risiken, die mit unserem Lebensstil und Umweltbedingungen verbunden sind. Die tiefere Auseinandersetzung mit diesen Ursachen bietet wichtige Ansatzpunkte für präventive Strategien. In der genannten Studie wurden folgende Risikofaktoren als besonders beachtenswert identifiziert:
Ernährungsgewohnheiten
Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Prävention von Krebserkrankungen. Einige der Haupternährungsfaktoren, die nach dieser Studie mit einem erhöhten Risiko für früh einsetzende Krebsarten verbunden sind, umfassen:
- Hoher Konsum von rotem Fleisch: Studien haben gezeigt, dass ein hoher Verzehr von rotem Fleisch mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten, insbesondere Darmkrebs, verbunden ist.
- Niedriger Obst- und Gemüsekonsum: Eine Ernährung, die arm an Obst und Gemüse ist, kann das Risiko für verschiedene Krebsarten erhöhen, da wichtige Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe fehlen, die schützende Effekte haben.
- Hoher Salzverzehr und niedriger Milchkonsum: Einige Studien deuten darauf hin, dass ein niedriger Milchkonsum mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten korrelieren kann, was möglicherweise auf einen Mangel an Calcium und anderen wichtigen Nährstoffen zurückzuführen ist. Diese Faktoren sind sicherlich weiter zu diskutieren, zeigen aber die Komplexität des Themas auf.
Lebensstilfaktoren
Neben der Ernährung sind andere Lebensstilfaktoren wesentlich für die Krebsprävention:
- Tabakkonsum: Rauchen ist ein Hauptfaktor für viele Arten von Krebs, insbesondere Lungenkrebs. Die Vermeidung oder das Aufgeben von Rauchen kann das Krebsrisiko erheblich senken.
- Alkoholkonsum: Regelmäßiger Alkoholkonsum kann das Risiko für verschiedene Krebsarten erhöhen. Eine Reduktion des Alkoholkonsums ist eine effektive Präventionsstrategie.
- Körperliche Inaktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, das Risiko für mehrere Krebsarten, einschließlich Brust- und Darmkrebs, zu verringern.
Präventive Strategien
Um die steigende Inzidenz früh einsetzender Krebserkrankungen effektiv zu bekämpfen, sollten der Studie zufolge folgende präventive Maßnahmen gefördert und implementiert werden:
- Aufklärung und Bewusstseinsbildung: Durch Informationskampagnen und Bildungsprogramme sollte das Bewusstsein über die Risikofaktoren für Krebs in der Bevölkerung geschärft werden.
- Gesundheitsfördernde Politikgestaltung: Die Einführung von politischen Maßnahmen, die gesunde Ernährung, körperliche Aktivität und den Verzicht auf Tabak und Alkohol fördern, kann helfen, das Krebsrisiko zu minimieren.
- Früherkennungsprogramme: Das Angebot von Screening-Programmen, die eine frühe Diagnose von Krebserkrankungen ermöglichen, sollte ausgebaut und für jüngere Altersgruppen zugänglich gemacht werden.
- Unterstützung für gesundheitsfördernde Lebensstile: Programme, die eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität unterstützen, sollten gefördert und finanziell unterstützt werden.
Diese präventiven Ansätze, kombiniert mit einem verstärkten Fokus auf eine ganzheitliche und menschenzentrierte Medizin, sind essenziell, um der steigenden Belastung durch früh einsetzende Krebserkrankungen entgegenzuwirken und eine neue Gesundheitskultur zu etablieren.
Fazit: Proaktive Schritte gegen früh einsetzende Krebserkrankungen
Die steigende Inzidenz von Krebserkrankungen bei Menschen unter 50 Jahren erfordert dringende Maßnahmen zur Prävention und Früherkennung. Durch die Förderung gesunder Lebensweisen, wie einer gesunden, naturnahen Ernährung, reich an Mikronährstoffen und mit wenig Schadstoffbelastung, der Reduktion von Alkohol- und Tabakkonsum sowie regelmäßiger körperlicher Aktivität, können wir das Risiko für früh einsetzende Krebserkrankungen signifikant verringern.
Darüber hinaus ist die Implementierung von zielgerichteten Screening-Programmen hilfreich, um Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen und effektiv zu behandeln. Bei letzteren ist jedoch unbedingt das Nutzen-Schaden-Verhältnis zu beachten. Früherkennungsprogramme sollten möglichst nicht-invasive Methoden verwenden und nur sehr selten Fehlalarme auslösen, da sonst der Schaden durch die psychische Belastung des Patienten größer ist als der Nutzen (Nocebo-Effekt).
Derartige Maßnahmen, kombiniert mit einer Stärkung des allgemeinen Gesundheitsbewusstseins, bilden die Grundlage für die Neue Gesundheitskultur, die wir als Akademie für menschliche Medizin anstreben.
Unsere Vision ist ein Gesundheitssystem, das Prävention in den Vordergrund stellt und jedem Einzelnen die Mittel an die Hand gibt, um verantwortungsvolle Entscheidungen für seine Gesundheit zu treffen. Durch gemeinschaftliche Anstrengungen können wir eine signifikante Reduktion der Krankheitslast durch früh einsetzende Krebserkrankungen erreichen und so die Gesundheit und das Wohlbefinden zukünftiger Generationen sichern.
Quellen:
- ↑ Zhao J, Xu L, Sun J, et alGlobal trends in incidence, death, burden and risk factors of early-onset cancer from 1990 to 2019BMJ Oncology 2023;2:e000049. doi: 10.1136/bmjonc-2023-000049; https://bmjoncology.bmj.com/content/2/1/e000049
Bildquellen:
Beitragsbild von Tara Winstead auf Pexels
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