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Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Tatsächlich spielen unser kulturelles Umfeld und die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, eine wesentliche Rolle für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Professor Hartmut Schröder setzt sich in unserem aktuellen Spitzen-Gespräch intensiv mit der heilenden Kraft des Geistes auseinander und stellt dar, wie Kultur und Kommunikation einen bedeutenden Einfluss auf die Heilung und den Krankheitsverlauf nehmen können.
Die heilende Kraft der Sprache
Sprache ist in der medizinischen Behandlung deutlich mehr als nur ein Kommunikationsmittel. Studien zeigen, dass das Vertrauen zwischen Arzt und Patient und die Art der Kommunikation die Heilung fördern können. Worte, die empathisch gewählt und ehrlich vermittelt werden, schaffen eine Atmosphäre des Vertrauens und der Geborgenheit. Doch im heutigen Gesundheitswesen fehlt häufig die Zeit und Aufmerksamkeit für solche tiefgehenden Gespräche – ein Verlust, der nicht nur die Beziehung zwischen Arzt und Patient schwächt, sondern möglicherweise auch den Heilungsverlauf negativ beeinflusst.
Früher war die Beratung ein fester Bestandteil jeder medizinischen Behandlung. Heute ist sie oft einem technischen, symptomorientierten Ansatz gewichen, der wenig Raum für das persönliche Gespräch lässt. Prof. Schröder betont, wie wichtig es ist, das „therapeutische Gespräch“ wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken und Sprache als mächtiges Instrument der Heilung zu begreifen.
Kultur und chronische Erkrankungen
Einen wesentlichen Zusammenhang sieht Schröder auch zwischen unserer heutigen Kultur und der Entstehung chronischer Krankheiten. In den Industrienationen sterben viele Menschen an Krankheiten, die stark mit unserem modernen Lebensstil zusammenhängen: Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, ständige Erreichbarkeit und Stress gehören zu den Hauptursachen. Diese sogenannten Zivilisationserkrankungen sind oft das Resultat eines kulturell bedingten Lebensstils, der unsere Gesundheit belastet.
Eine gesunde Kultur könnte eine Lebensweise fördern, die auf Achtsamkeit, Bewegung und ausgewogener Ernährung basiert. Schröder fordert einen verstärkten Fokus auf gesunde Gewohnheiten und einen bewussteren Umgang mit unserer Umwelt. Wenn chronische Krankheiten durch die Kultur verursacht werden, so liegt die Lösung nahe: Indem wir unsere kulturellen Gewohnheiten hinterfragen und neu gestalten, können wir die Wurzeln vieler Gesundheitsprobleme angehen.
Kulturheilkunde – Ein neuer Ansatz
Prof. Hartmut Schröder stellt das Konzept der „Kulturheilkunde“ vor. Anders als die Naturheilkunde, die sich auf natürliche Heilmittel konzentriert, bezieht die Kulturheilkunde die sozialen und kulturellen Aspekte des Lebens in den Heilungsprozess ein. Es geht darum, Ursachen für Krankheiten in unserem Verhalten und unseren Gewohnheiten zu suchen und zu erkennen, dass viele gesundheitliche Probleme auch kulturelle Ursachen haben.
Ein Beispiel dafür ist die Esskultur: In einer Kultur, die stark auf Fast Food und verarbeitete Lebensmittel setzt, können chronische Gesundheitsprobleme häufiger auftreten. Eine Esskultur, die frische und nährstoffreiche Nahrungsmittel fördert, könnte dagegen das Risiko von Krankheiten senken. Kulturheilkunde bedeutet, dass wir unser Verhalten und unsere kulturellen Gewohnheiten reflektieren und ändern, um gesünder zu leben.
Der Verlust des Geistes in der modernen Medizin
In der heutigen Medizin wird der Geist oft vernachlässigt. Die spirituelle und kulturelle Dimension, die früher einen festen Platz in der Heilkunst hatte, spielt heute meist eine untergeordnete Rolle. Für Schröder ist dieser „Verlust des Geistes“ in der Medizin bedenklich. Er sieht ihn als einen wesentlichen Grund, warum viele Menschen unter chronischen Krankheiten und psychischen Belastungen leiden.
Prof. Hartmut Schröder verweist auf ein antikes griechisches Mantra, das aus den Worten „Logos, Pharmacon, Jatros“ besteht. Es erinnert daran, dass Sprache und das Verständnis des Arztes selbst heilende Kräfte haben. Diese Prinzipien sind heute oft einer technisierten und standardisierten Medizin gewichen, die den Menschen als eine Art „reparierbares Objekt“ betrachtet.
Resonanz als Heilungsprinzip
Ein weiterer wichtiger Aspekt in Schröders Ansatz ist die Resonanz. Echte Heilung kann nur entstehen, wenn Menschen miteinander in Resonanz treten, also in einen Zustand des Verständnisses und der emotionalen Verbindung gelangen. Eine Arzt-Patient-Beziehung, in der der Arzt dem Patienten wirklich zuhört und mit ihm auf einer „Wellenlänge“ ist, fördert das Wohlbefinden des Patienten und kann den Heilungsverlauf unterstützen.
Hartmut Schröder betont, dass Resonanz ein wichtiger Gesundheitsfaktor ist. Menschen, die sich verstanden und angenommen fühlen, haben eine höhere Bereitschaft, gesundheitsförderliche Veränderungen in ihrem Leben vorzunehmen und sich selbst aktiv in den Heilungsprozess einzubringen.
Eine gesunde Kultur schaffen
Abschließend fordert Prof. Schröder eine Neue Gesundheitskultur, die den Menschen als Ganzes betrachtet – mit Körper, Geist und Seele. Er kritisiert die heutige Gesundheitswirtschaft, die oft auf Profitmaximierung setzt und den Menschen nur als „Konsumenten“ von Behandlungen betrachtet. Stattdessen sollte Gesundheit das Ziel jeder Behandlung sein, nicht der Gewinn.
Um eine solche Gesundheitskultur zu entwickeln, müssen wir als Gesellschaft unsere Verantwortung für das eigene Wohlbefinden ernst nehmen und die Heilung als eine Aufgabe verstehen, die nicht nur Ärzte, sondern auch Patienten und das gesamte kulturelle Umfeld betrifft. Nur dann, so Schröder, können wir den „heilenden Geist“ in unserem Gesundheitssystem wieder entdecken und eine Zukunft gestalten, in der wir alle gesünder leben.
Prof. Schröder ist damit ein leidenschaftlicher Unterstützer und wichtiger Partner der AMM bei der Etablierung der geforderten Neuen Gesundheitskultur.
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