Viele Menschen leiden unter chronischen Schmerzen – an Rücken, Hüften, Knien oder der Wirbelsäule – ohne dass eine klare medizinische Diagnose gefunden wird. Was oft übersehen wird: Die Ursache liegt nicht selten in einem Beckenschiefstand, der bereits im Kindes- oder Jugendalter entstanden ist, unbemerkt blieb und sich im Laufe der Jahre chronifiziert hat.

Kurz zusammengefasst

Wie kann ein Beckenschiefstand chronische Schmerzen verursachen?
Er stört die Körperstatik, führt zu kompensatorischen Haltungen (z. B. Skoliose) und belastet Muskulatur und Gelenke ungleichmäßig – Schmerzen chronifizieren so häufig.
Woran erkennen Sie (auch als Laie) einen möglichen Beckenschiefstand?
Kurzer Selbsttest in Rückenlage: Liegen die Fersen nicht auf gleicher Höhe, kann eine Beinlängendifferenz vorliegen – dann fachlich abklären lassen.
Warum reichen herkömmliche Behandlungen oft nicht aus?
Symptomtherapien (Schmerzmittel, Physiotherapie, ggf. OP) greifen zu kurz, wenn die zugrunde liegende Fehlstatik nicht erkannt und korrigiert wird.
Welche Vorsorge ist sinnvoll – besonders in der Wachstumsphase?
Regelmäßig Beinlängen und Beckenstellung prüfen; frühe Korrektur beugt einer strukturellen Fehlhaltung und späteren Beschwerden vor.

Vom funktionellen zum strukturellen Problem

In der Kindheit ist der Bewegungsapparat noch hochgradig flexibel. Gelenke wie das Iliosakralgelenk (ISG) besitzen zu diesem Zeitpunkt glatte Kontaktflächen, die sich im Laufe der Pubertät strukturieren und „verzahnen“. Kommt es in dieser sensiblen Phase zu Fehlstellungen – etwa durch Stürze, ungünstige Bewegungsmuster oder muskuläre Dysbalancen –, kann sich ein funktioneller Beckenschiefstand verfestigen. Wird er nicht erkannt und korrigiert, entsteht daraus ein dauerhafter, struktureller Schiefstand, der die gesamte Körperstatik beeinträchtigt.

Kleine Unterschiede mit großer Wirkung

Bereits eine minimale Beinlängendifferenz kann ausreichen, um kompensatorische Haltungen hervorzurufen. Der Körper versucht, das Ungleichgewicht auszugleichen – meist durch eine Verkrümmung der Wirbelsäule (Skoliose) und eine ungleichmäßige Muskelbelastung. Diese Anpassung führt langfristig zu Beschwerden im Bewegungsapparat, Verspannungen, Fehlhaltungen und Schmerzen, die mit herkömmlicher Schmerztherapie oft nicht in den Griff zu bekommen sind.

Fehlende Vorsorge in der Wachstumsphase

Bis zum zwölften Lebensjahr ist die medizinische Vorsorge bei Kindern meist gut strukturiert. Doch nach dem zwölften Lebensjahr fallen orthopädische Kontrollen häufig weg – gerade in der kritischen Zeit der pubertären Wachstumsphase. Dabei wäre eine regelmäßige Prüfung von Beinlängen und Beckenstellung in diesen Jahren besonders wichtig, um Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren.

Eine einfache Diagnose – auch für Laien machbar

Die gute Nachricht: Beinlängendifferenzen lassen sich mit einfachen Mitteln sichtbar machen. In Rückenlage kann überprüft werden, ob beide Fersen auf gleicher Höhe liegen. Ein solcher Check dauert nur wenige Sekunden – und sollte regelmäßig durchgeführt werden. Bei auffälligen Unterschieden empfiehlt sich eine weiterführende Untersuchung durch erfahrene Therapeuten, die funktionelle Diagnostik beherrschen.

Warum herkömmliche Behandlungen oft nicht ausreichen

Die klassische Schulmedizin konzentriert sich häufig auf die Symptome: Schmerzmittel, Physiotherapie oder – im Extremfall – operative Eingriffe. Doch wenn die ursächliche Fehlstatik nicht erkannt wird, kehren die Beschwerden oft zurück. Eine nachhaltige Lösung erfordert ein ganzheitliches Verständnis der Körperstatik – und den Mut, auch vermeintlich banale Ursachen wie einen Beckenschiefstand ernst zu nehmen.

Fazit: Chronische Schmerzen sind oft vermeidbar – wenn man den Körper ganzheitlich betrachtet

Chronische Beschwerden entstehen häufig nicht aus dem Nichts, sondern entwickeln sich über Jahre – meist schleichend, oft unbemerkt. Der Schlüssel zur Linderung liegt in vielen Fällen nicht in neuen Medikamenten, sondern in der sorgfältigen Beobachtung der Körperstatik und dem gezielten Ausgleich von Fehlstellungen. Prävention beginnt dabei nicht erst im Erwachsenenalter – sondern schon in der Wachstumsphase. Wer frühzeitig hinschaut, kann langfristiges Leid vermeiden.

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