
Multiple Sklerose (MS) gehört zu den Erkrankungen, die oft unterschätzt werden. Während Krankheiten wie Krebs oder Herzinfarkt große Aufmerksamkeit erhalten, kämpfen MS-Betroffene häufig im Stillen – mit wenig Unterstützung durch die Schulmedizin. Doch es gibt Wege, den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen. Bewegung, Stressmanagement und ein Umdenken in Bezug auf die eigene Gesundheit spielen dabei eine zentrale Rolle.
Inhaltsverzeichnis
Die unsichtbare Belastung: warum MS-Betroffene oft allein kämpfen
In der klassischen Medizin wird MS häufig symptomatisch behandelt. Medikamente stehen im Mittelpunkt, während ganzheitliche Ansätze wie gezielte Bewegung oder psychologische Unterstützung vernachlässigt werden. Viele Patientinnen und Patienten erleben eine schleichende Verschlechterung ihrer Symptome, da ihnen oft das Wissen fehlt, wie sie selbst aktiv Einfluss nehmen können.
Dabei wissen wir heute: Bewegung kann nicht nur Symptome lindern, sondern auch die Krankheitsprogression beeinflussen. Sport wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus, kann die Schubrate reduzieren und schützt das Nervensystem. Trotzdem tun sich viele Betroffene schwer, Bewegung in ihren Alltag zu integrieren – oft aus Angst, sich zu überlasten oder weil sie in einem Teufelskreis der Erschöpfung gefangen sind.
Use it or lose it: warum Bewegung unverzichtbar ist
Ein entscheidender Punkt, der im Video thematisiert wird, ist das Prinzip „Use it or lose it“ – wer seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten nicht nutzt, baut sie unweigerlich ab.
Der Körper ist ein Meister der Effizienz. Alles, was nicht aktiv gebraucht wird, wird abgebaut. Das gilt für Muskeln ebenso wie für das Gehirn. Wer sich aufgrund von MS oder Erschöpfung schont, riskiert, dass sich die Symptome weiter verschlimmern.
Die gute Nachricht: Es ist nie zu spät, damit anzufangen. Unabhängig davon, in welchem Stadium sich jemand befindet – Bewegung kann immer einen positiven Effekt haben. Entscheidend ist jedoch die richtige Art und Weise.
Toxischer Stress: ein unterschätzter Faktor bei Multipler Sklerose
Ein besonders brisanter Punkt, der im Gespräch hervorgehoben wird, betrifft den Einfluss von Stress und toxischen Lebenssituationen auf MS. Viele Betroffene – insbesondere Frauen – sind in einem Umfeld gefangen, das ihre Gesundheit unbewusst verschlechtert.
Typische Stressfaktoren sind:
- Toxische Beziehungen: Partner, die wenig Verständnis haben oder zusätzlichen Stress verursachen.
- Mehrfachbelastung: Familie, Beruf, Haushalt – viele Frauen nehmen sich selbst dabei völlig zurück.
- Fehlende Abgrenzung: Wer immer nur für andere da ist, vernachlässigt oft seine eigenen Bedürfnisse.
- Multitasking: Wird oft als Stärke angesehen, ist für das Gehirn aber eine permanente Überforderung.
Infobox Mythos Multitasking
Viele glauben, Multitasking sei eine wertvolle Fähigkeit – doch unser Gehirn kann eigentlich nur eins: schnell zwischen Aufgaben hin- und herwechseln. Dieser sogenannte „Task-Switching“-Effekt kostet jedoch Zeit und Energie. Studien zeigen, dass dabei mehr Fehler passieren, die Konzentration leidet und die Produktivität sinkt. Wer sich auf eine Aufgabe fokussiert, arbeitet effizienter und nachhaltiger. Also: Lieber nacheinander als durcheinander!
Siehe auch: Rubinstein, J. S., Meyer, D. E., & Evans, J. E. (2001). Executive control of cognitive processes in task switching. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 27(4), 763–797., https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11518143/
Oft wird Betroffenen gesagt, sie seien „selbst schuld“ an ihrer Lage – doch das ist nicht der Punkt. Es geht nicht um Schuld, sondern um unbewusste Mechanismen. Wer sich über Jahre oder Jahrzehnte in belastenden Situationen befindet, kann nicht erwarten, dass sich der Körper davon nicht beeinflussen lässt.
Die Lösung: Selbstermächtigung. Das bedeutet, die eigene Situation zu reflektieren, toxische Muster zu erkennen und aktiv Veränderungen vorzunehmen. Das kann durch Bewegung, gezielte Stressbewältigung oder auch durch eine veränderte Lebensweise geschehen.
Neuroplastizität: Wie der Körper sich anpassen kann
Ein weiteres zentrales Thema im Gespräch ist das Konzept der Neuroplastizität – also die Fähigkeit des Gehirns, sich zu verändern und anzupassen.
- Bewegung kann gezielt dazu beitragen, Nervenzellen zu schützen und neue Verbindungen zu fördern.
- Das autonome Nervensystem spielt eine entscheidende Rolle, insbesondere in Bezug auf Stress.
- Wer in einem Dauerstressmodus lebt, schadet nicht nur seiner Psyche, sondern auch seinem Körper.
Deshalb reicht Bewegung allein nicht aus. Sie muss mit einer bewussten Regulierung des Nervensystems kombiniert werden. Techniken aus der Polyvagal-Theorie, Atemübungen oder sanfte Bewegungsformen können helfen, den Körper aus dem Überlebensmodus herauszuführen.
Fazit: Gesundheit liegt in der eigenen Hand
Multiple Sklerose ist eine herausfordernde Erkrankung – aber sie ist kein Schicksal, dem man sich hilflos ergeben muss. Durch Bewegung, Selbstermächtigung und gezielte Stressregulation können Betroffene aktiv Einfluss auf ihr Wohlbefinden nehmen.
Wichtige Erkenntnisse aus dem Gespräch:
- Bewegung ist essenziell – „Use it or lose it“ gilt für Körper und Geist
- Toxischer Stress kann MS-Symptome verschlimmern – besonders bei Frauen.
- Multitasking ist kein Zeichen von Stärke, sondern purer Stress für das Nervensystem.
- Selbstermächtigung ist der Schlüssel: Niemand kann die Verantwortung für die eigene Gesundheit abnehmen.
- Das Nervensystem spielt eine entscheidende Rolle – Stressregulation ist genauso wichtig wie Bewegung.
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