Die Diagnose Typ-2-Diabetes betrifft weltweit immer mehr Menschen und stellt eine der größten Gesundheitskrisen unserer Zeit dar. Diese sogenannte stille Epidemie entwickelt sich schleichend, wird oft erst spät erkannt und führt zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen. In einem aufschlussreichen Spitzen-Gespräch erläutert Dr. Jens Freese, wie Prävention und Lebensstiländerungen den Schlüssel darstellen, um die Diabetes-Pandemie einzudämmen. Ein umfassender Blick auf die Ursachen, Herausforderungen und Lösungsansätze zeigt, warum wir jetzt handeln müssen.

Die schleichende Gefahr: Eine Epidemie ohne Schmerzen

Eine der größten Herausforderungen bei Diabetes Typ 2 ist seine Unsichtbarkeit. Die Krankheit tut nicht weh, es gibt keine Warnsignale wie akute Schmerzen, die Betroffene rechtzeitig zum Handeln bewegen könnten. Doch die Folgen sind drastisch: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, entzündungsbedingte Schäden und eine allgemeine Verschlechterung der Lebensqualität. Prognosen zeigen eine alarmierende Entwicklung – bis zum Jahr 2045 könnte die Zahl der Betroffenen auf weltweit 800 Millionen Menschen anwachsen. Dies ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein gesellschaftliches Problem mit immensen Kosten für die Gesundheitssysteme.

Die Rolle des Lebensstils: Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung

Eine der Hauptursachen für diese Entwicklung liegt im modernen Lebensstil. Bewegungsmangel, eine Ernährung, die reich an Zucker und industriell verarbeiteten Lebensmitteln ist, sowie Faktoren wie Stress und Rauchen tragen maßgeblich zur Entstehung von Typ-2-Diabetes bei. Dr. Freese verweist auf Studien, die belegen, dass selbst kleine Änderungen in Ernährung und Bewegung signifikante Verbesserungen bewirken können.

Eine alarmierende Statistik zeigt: Wer mehrere ungesunde Lebensstilfaktoren kombiniert, erhöht sein Risiko drastisch. So führt beispielsweise Rauchen oder eine stark zuckerhaltige Ernährung nicht nur zu einem erhöhten Diabetes-Risiko, sondern auch zu weiteren Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.

Die Macht der Bewegung: Ein Allheilmittel gegen Diabetes

Bewegung ist eines der effektivsten Mittel zur Prävention und Therapie von Diabetes. Dr. Freese erklärt, dass körperliche Aktivität die Glukoseaufnahme in den Muskeln fördert – und das sogar unabhängig von Insulin. „Jede Bewegung zählt“, betont er. Selbst kleine Änderungen im Alltag, wie das Nutzen von Treppen statt Fahrstühlen oder regelmäßige Spaziergänge, können helfen, den Stoffwechsel zu regulieren.

Darüber hinaus unterstützt Bewegung die allgemeine Gesundheit, indem sie Entzündungen reduziert und die Funktion der Muskeln verbessert. Für Dr. Freese ist klar: Unsere Gesellschaft muss einen grundlegenden Wandel erleben, hin zu mehr Bewegung im Alltag. „Bewegungspausen können den Unterschied machen – sogar während der Arbeit am Schreibtisch“, sagt er.

Ernährung: Die Wurzel des Problems und die Lösung

Ein weiteres zentrales Thema ist die Ernährung. Unsere heutige Ernährung ist oft reich an stark verarbeiteten Lebensmitteln, raffiniertem Zucker und Fruktose. Diese Zutaten, die häufig in gesüßten Getränken und industriellen Produkten vorkommen, fördern Übergewicht und Stoffwechselstörungen.

Dr. Freese hebt hervor, dass Fruktose besonders problematisch ist. Sie wird in der Leber verarbeitet, fördert Fettleber, Gicht und Entzündungen. Gleichzeitig macht sie vielen Menschen unbewusst Probleme, da sie oft in vermeintlich „gesunden“ Produkten wie Säften enthalten ist.

Die Lösung? Eine Rückkehr zu naturbelassenen Lebensmitteln: Frisches Gemüse, regionales Obst und minimal verarbeitete Produkte sollten die Basis der Ernährung bilden. Dr. Freese rät dazu, Wochenmärkte zu besuchen und sich bewusst für Qualität statt Quantität zu entscheiden.

Entzündungsprozesse und seneszente Zellen: Der Feind im Inneren

Mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl so genannter seneszenter Zellen – Zellen, die sich nicht mehr teilen und stattdessen entzündungsfördernde Stoffe produzieren. Diese Entzündungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Diabetes und anderen chronischen Krankheiten.

Ein entzündungshemmender Lebensstil, der Bewegung, gesunde Ernährung und Stressmanagement kombiniert, kann diesen Prozess verlangsamen. „Wir können diese schlafenden Zellen aktivieren und den Körper regenerieren“, erklärt Dr. Freese. Es sei nie zu spät, um den ersten Schritt in Richtung Gesundheit zu machen.

Eigenverantwortung: Die entscheidende Komponente

Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die Rolle der Eigenverantwortung. Dr. Freese betont, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, seinen Lebensstil positiv zu verändern. Dabei beginnt Prävention nicht bei staatlichen Programmen, sondern im individuellen Verhalten.

„Fangen Sie bei sich selbst an“, sagt Dr. Freese, inspiriert von Gandhi. Kleine, umsetzbare Schritte, wie der Verzicht auf gesüßte Getränke oder das Einplanen von Bewegungspausen, können langfristig große Veränderungen bewirken.

Praktische Lösungsansätze: Was können wir konkret tun?

Dr. Freese gibt klare Handlungsempfehlungen, um die Diabetes-Pandemie zu bekämpfen:

  1. Mehr Bewegung im Alltag: Treppensteigen, Spaziergänge und kurze Bewegungspausen während der Arbeit.
  2. Zucker meiden: Verzicht auf gesüßte Getränke und stark verarbeitete Lebensmittel. Wasser sollte die Hauptflüssigkeitsquelle sein.
  3. Naturbelassene Lebensmittel wählen: Frisches Gemüse, regionales Obst und Vollwertkost.
  4. Bewusstsein schaffen: Routinen aufbauen, die Bewegung und gesunde Ernährung selbstverständlich machen.
  5. Gemeinschaft nutzen: Bildung von Netzwerken und Austausch in Gruppen, um sich gegenseitig zu motivieren und zu unterstützen.

Ein Appell an die nächste Generation

Die Diabetes-Pandemie betrifft uns alle, doch die junge Generation trägt eine besondere Verantwortung. Wenn jetzt gehandelt wird, kann die nächste Generation eine neue Gesundheitskultur etablieren, die auf Eigenverantwortung, Prävention und Nachhaltigkeit basiert.

Dr. Freese schließt mit einem eindringlichen Appell: „Wir müssen das Ruder herumreißen und die Weichen für eine gesündere Zukunft stellen. Es liegt in unseren Händen.“

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