Jörg Spitz
Hätten Sie das gewusst? Dr. Nehls interviewt Dr. Schmiedel: Die VITAL-Studie unter die Lupe genommen
Gehen Sie bewusst falschen Darstellungen und Diffamierungen nicht auf den Leim!

Die VITAL-Studie - lang ersehnt waren die Ergebnisse unter vielen ganzheitlichen Therapeuten und Experten. Umso schockierender war die Meldung, der zufolge Omega 3 und Vitamin D keine nennenswerten Effekte auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Die Erfahrungen in den Praxen vieler Experten mit orthomolekularem Schwerpunkt zeigen jedoch komplett konträre, nämlich durchwegs positive Ergebnisse bei den behandelten Patienten. Anreiz genug für Dr. Schmiedel, Arzt und Experte für Naturheilkunde, aufzuhorchen und der Studie auf den Grund zu gehen.

In dem hochinteressanten und aufschlussreichen Video-Interview, geleitet von Dr. Nehls, lässt Dr. Schmiedel den Zuschauer an seiner Analyse der Studie teilhaben und legt offen, wie wesentliche (Fehl-) Entscheidungen in der Methodik und der Durchführung zu den präsentierten Ergebnissen führen.

Entscheidende Fehler in der Methodik als Ursache für die (schlechten) Ergebnisse

Welchen Einfluss hatte die Methodik auf die Ergebnisse? Allen voran wiesen die teilnehmenden Probanden bereits zu Beginn der Studie ausreichend hohe Vitamin D-Spiegel auf und bewegten sich somit nicht im Mangel, sondern bereits im Normbereich. Diese Ausgangssituation bei den Probanden steht in krassem Gegensatz zu publizierten Rahmenrichtlinien für die Durchführung valider Studien. Die Probanden erhielten überdies während des Studienverlaufs mit 2000 IE/Tag eine vergleichsweise geringe Dosierung. Anwendungen in der Praxis starten die Therapie hingegen meist mit einer Vitamin D-Messung der betreffenden Person und einer darauf abgestimmten individuellen Vitamin D- Substitution. Diese spielt sich meist im Bereich von 4000 - 5000 IE/Tag ab. Hinzu kommt, dass es sich bei den Probanden im Durchschnitt um Personen mit einem BMI im erhöhten Bereich handelte, was ebenfalls einen wesentlichen Einflussfaktor für die benötigte Dosis darstellt. Zu guter Letzt zeigten die Vergleichswerte der Vitamin D-Messungen zwischen Studienbeginn und Studienende lediglich eine Erhöhung von 10 ng/ml - was aufgrund der Situation zu erwarten war! Eine solch geringgradige Veränderung des Vitamin D-Spiegels führt jedoch erfahrungsgemäß zu keinen nennenswerten klinischen Ergebnissen – insbesondere, da keine Entwicklung von einer Mangelsituation in den Normbereich stattfand.

In Bezug auf Omega 3 gibt es ebenfalls wesentliche und kritisch zu hinterfragende Punkte. Die Teilnehmer erhielten pro Tag eine therapeutisch betrachtet viel zu geringe Dosierung von nur 1 Gramm Omega 3 FS, wovon abermals nur 800 mg auf reine Omega 3-Fettsäuren entfielen. Zum Vergleich: Adäquate Anwendungen für therapeutische Effekte werden beziffert mit 2 - 3 Gramm reines Omega 3 pro Tag und liegen damit deutlich über der Dosierung des Studiendesigns. Darüber hinaus wurde als Wirksubstanz ein Ethylester der Omega 3 Fettsäuren EPA und DHA verabreicht, welche nachgewiesenermaßen weniger wirksam ist als natürliches Fisch- oder Algen Öl.

Zusammengefasst zeigen diese Faktoren, dass die Studie nicht unter korrekten, geschweige denn optimalen Bedingungen durchgeführt wurde.

Trotz aller Kritik: die VITAL-Studie zeigt die Wirkung von Vitamin D und Omega 3

Die Studie titelte öffentlichkeitswirksam, „keine nennenswerten Effekte“ erzielt zu haben, was sich medial schnell verbreitete. In den Monaten und Jahren nach der initialen Studienveröffentlichung zeigten jedoch zahlreiche Nachanalysen durchwegs erfreuliche Ergebnisse, die bei der Erstpublikation offensichtlich komplett unter den Teppich gekehrt wurden.

Zu diesen Ergebnissen zählt etwa eine eindrucksvolle 25%ige Reduktion in der Krebsmortalität durch den Einsatz von Vitamin D und Omega 3, sowie positive Effekte auf den Krankheitsverlauf bei Patienten mit Herzinfarkt. Besonders wirksam zeigte sich die Therapie bei Autoimmunerkrankungen und der allgemeinen Stärkung des Immunsystems. Demzufolge nehmen Erkrankungen wie beispielsweise Hashimoto Thyreoiditis oder Multiple Sklerose nach 2 - 3 Jahren Therapie positive Verläufe. Damit zieht die Nachanalyse dieser Teilstudie ein klares Fazit: Vitamin D und Omega 3 bieten einen bedeutenden Schutz vor Autoimmunerkrankungen.

Verschwiegene positive Effekte durch falsche Interessen der Industrie?

Diese geschilderten Tatsachen lassen darauf schließen, dass Unternehmen und einflussreiche Köpfe ein gezieltes Interesse verfolgen, die Öffentlichkeit im Dunkeln zu lassen. Interessanterweise ist laut europäischer Arzneimittelbehörde eine tägliche Einnahme von 4000 IE Vitamin D sicher und unbedenklich. Wieso wird es trotz herausragender Ergebnisse im Verlauf und der Entwicklung vieler Erkrankungen dennoch nicht verschrieben? Ein möglicher Grund könnte laut Dr. Schmiedel das veränderte Weltbild vieler Ärzte sein. So ist es für zahlreiche „Schulmediziner“ nicht denkbar, mit einer so günstigen, für alle zugänglichen und natürlichen Substanz wie Vitamin D bessere gesundheitliche Effekte zu erzielen als mit überteuerten und aufwendig hergestellten, künstlichen Präparaten. Fehlt ein adäquater wirtschaftlicher Profit, scheint das für gewisse Lobby-Gruppen ohnehin ein absolutes K.O - Kriterium für die Empfehlung und Anwendung einer Substanz zu sein.

Aus ähnlichen Gründen wurde in den letzten Jahrzehnten die Angst vor der Sonne regelrecht geschürt und der kollektive Vitamin D-Mangel dadurch noch befeuert. Doch die Sonne zu meiden oder sich ausschließlich eingecremt ins Freie zu begeben ist mittlerweile und nachweislich der weitaus größere Risikofaktor für Hautkrebs als ein regelmäßiger Aufenthalt im Freien. Durch eine kontinuierlich steigende Sonnenexposition im Verlauf des Jahres und einer damit einhergehenden Gewöhnung der Haut an die Sonne kann der Körper Vitamin D bilden und ist gleichzeitig auf natürliche Weise geschützt. Diese Herangehensweise bringt jedoch wirtschaftlich gesehen für diese Gruppen kein Geld.

Medienwirksame Auftritte und gezielt falsche Studiendesigns zu Lasten der Gesundheit

Zur Problematik der Pharmaindustrie kommt hinzu, dass es immer wieder Stimmen gibt, die medienwirksam natürliche Substanzen oder Nahrungsergänzung verteufeln. Die Spitze der Unverschämtheit bildet in diesem Zusammenhang die Aussage von Prof. Dr. Stephan Martin (Chefarzt für Diabetologie und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums (WDGZ)), welcher den Einsatz von Nahrungsergänzung sogar in Richtung von nationalsozialistischem Gedankengut rückt. Skurriles Detail an dieser Geschichte: Prof. Martin bewirbt gleichzeitig Almased Produkte, welche in der Zutatenliste vorrangig Vitamine und Mineralien aufführen. Ein absoluter Widerspruch, der es bedauerlicherweise notwendig macht, solche Aussagen absolut kritisch zu hinterfragen.

Die Vital Studie ist zudem eines der Negativbeispiele für das Verfolgen von unmoralischen wirtschaftlichen Interessen. Hier wurden chemisch hergestellte Omega 3-Präparate eingesetzt, welche für die Probanden höchst unverträglich waren. Neben vielen Studienabbrüchen durch Teilnehmer zeigten sich erwartungsgemäß keinerlei positive Effekte. Mit solch gezielt falsch gewählten Interventionen eine generelle Unwirksamkeit von Omega 3 zu verkünden, ist eine höchst fatale Vorgehensweise, die zu Lasten der allgemeinen Gesundheit geht.

Die Lehre für die Zukunft: Studienergebnisse kritisch betrachten

Dr. Schmiedel lehrt uns angesichts dieser Tatsachen eines: Ein jeder sollte kritisch sein und Studienergebnisse aufmerksam hinterfragen, nur so lassen sich unlautere Veröffentlichungen erkennen. Selbstverantwortung ist der Schlüssel. Da nicht jeder Bürger über die Voraussetzungen für eine solch kritische Überprüfung verfügt, hat sich die AMM zum Ziel gesetzt, diese Informationen gemeinsam mit Experten zu erarbeiten und der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Die AMM spricht daher ihre volle Empfehlung zum Anschauen dieses Video-Interviews aus.

Bleiben Sie gesund & wachsam!

Ihr Prof. Dr. med. Jörg Spitz

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