Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Artikelreihe ermöglichen wir Ihnen einen Überblick und das grundlegende Verständnis dazu, warum aus unserer Sicht die Kenntnis der epigenetischen Zusammenhänge in unserem Körper Grundlage und Schlüssel der Prävention und Gesundung, insbesondere bei chronischen Erkrankungen darstellt. Wir versuchen Sie dabei, so weit wie möglich, von bio-medizinischem Fachjargon zu verschonen und stellen Zusammenhänge auf dieser Ebene ggf. vereinfacht dar. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen erhellende und gesundmachende Erkenntnisse.
Bisher erschienen:
Ihr
Jörg Spitz und das Team der AMM
Info: Die nächste Ausbildungsrunde der Epigenetik-Coach-Ausbildung von HealVersity beginnt Anfang Juni 2025. Weitere Infos hier und am Ende des Artikels!

Inhaltsverzeichnis:
Einführung
Unsere Leserinnen und Leser wissen, dass epigenetische Mechanismen wie ein unsichtbares Notizbuch sind, in das das Leben frühzeitig seine Eindrücke schreibt – und das, bevor wir überhaupt sprechen lernen. Bereits kleine, aber bedeutsame Erfahrungen in der Kindheit können durch Prozesse wie DNA-Methylierung und Histonmodifikationen dauerhaft in unseren Genen verankert werden. Diese Mechanismen wirken dabei wie Schalter, die bestimmen, welche Gene in Stresssituationen oder bei Lernprozessen an- oder abgeschaltet werden. Beispielsweise führt liebevolle Zuwendung zu einer verbesserten Stressregulation, während chronischer Stress oder traumatische Erlebnisse die Aktivität bestimmter Gene nachhaltig verändern können. Auch sozioökonomische Herausforderungen oder pränatale Einflüsse wie Mangelernährung und Toxinbelastung tragen dazu bei, dass Kinder unterschiedliche epigenetische Profile entwickeln. Interessanterweise zeigt sich, dass manche Kinder – die sogenannten „Orchid-Kinder“ – sensibler auf Umweltreize reagieren, während „Dandelion-Kinder“ eine robustere Entwicklung aufweisen. Diese Erkenntnisse erweitern unser Verständnis dafür, wie eng Umwelt und biologische Prozesse miteinander verwoben sind und verdeutlichen, dass frühe Lebensphasen entscheidend für langfristige körperliche und psychische Gesundheit sind. So wird deutlich, dass es nicht allein die Gene sind, die uns prägen, sondern auch, wie diese durch unsere Erfahrungen modifiziert werden.
Im Detail
Mütterliche Fürsorge und Bindungsqualität
Die Quantität und Qualität elterlicher Zuwendung – wie Berührung, Pflege und emotionale Verfügbarkeit – beeinflusst die DNA-Methylierung von Genen, die für Stressregulation verantwortlich sind. Studien an Ratten zeigen zudem, dass geringe mütterliche Fürsorge zu reduzierter Expression des Glucocorticoid-Rezeptors (GR) im Hippocampus führt, was lebenslange Überreaktionen auf Stress begünstigt [3] [7].
Toxischer Stress und frühe Traumata
Chronische Vernachlässigung, Missbrauch oder Armut lösen anhaltende Stresshormonausschüttungen aus, die epigenetische Marker an Genen des Serotoninstoffwechsels (z. B. SLC6A4) und entzündungsfördernden „Pathways“ verändern. Diese Modifikationen erhöhen das Risiko für Depressionen, Angststörungen und kognitive Defizite [2] [4] [5].
Sozioökonomische Benachteiligung
Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Schichten zeigen verstärkte genomweite DNA-Methylierung in Immun- und Stressregulationsgenen. Dies korreliert mit höheren Raten entwicklungsbezogener Störungen und chronischen Gesundheitsproblemen im Erwachsenenalter [2] [5].
Ernährung und pränatale Exposition
Mangelernährung oder Toxinbelastung (z. B. Rauchen während der Schwangerschaft) verändern Histonmodifikationen in metabolischen und neurotrophen Genen. Solche epigenetischen „Biomarker“ prädisponieren für Adipositas, Diabetes und veränderte Gehirnplastizität [4] [6].
Soziale Interaktion und kognitive Stimulation
Positive Umgebungen mit stabilen Bezugspersonen fördern die Acetylierung von Histonen in lernassoziierten Genen (z. B. BDNF), was synaptische Vernetzung und Gedächtnisbildung stärkt. Diese Effekte sind besonders in kritischen Phasen der frühen Kindheit nachweisbar [4] [5] [6].
Transgenerationale Weitergabe
Traumatische Erfahrungen der Eltern können über Keimzellen-epigenetische Marker (z. B. Spermien-miRNAs) an nachfolgende Generationen weitergegeben werden, selbst wenn diese keinen direkten Umwelteinflüssen ausgesetzt sind. Tiermodelle belegen dies für stressbedingte Verhaltensänderungen [3].
Individuelle epigenetische Suszeptibilität
Kinder unterscheiden sich in ihrer epigenetischen Anfälligkeit („Orchid-Dandelion“-Hypothese):
- Orchideen-Kinder (Orchic Childs): Hochsensible Reaktion auf negative und positive Umwelten, mit extremen Outcomes (Risiko für Störungen oder überdurchschnittliche Resilienz) [2][5].
- Löwenzahn-Kinder (Dandelion Childs): Geringere epigenetische Plastizität, aber stabilere Entwicklung unabhängig vom Umfeld [2]
Insofern wirken sich die gleichen Umwelteinflüsse bei Kindern gemäß ihrer unterschiedlichen Empfindlichkeit unterschiedlich aus.
Zusammenfassung
Epigenetische Prozesse wie DNA-Methylierung und Histonmodifikationen übersetzen frühe Lebenserfahrungen in biologische Signaturen, die Gehirnentwicklung, Stressresilienz und Krankheitsrisiken prägen. Schlüsselfaktoren umfassen mütterliche Interaktionen, toxischen Stress, Ernährung und sozioökonomische Bedingungen. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit frühzeitiger Interventionen, um negative epigenetische Prägungen zu verhindern [1] [4] [5].
Fazit und Konsequenzen für Eltern und Therapeuten
Die beschriebenen epigenetischen Prozesse machen deutlich, wie essenziell ein förderliches und stabiles Umfeld in der frühen Kindheit ist. Für Eltern bedeutet dies, dass ihre Fürsorge, emotionale Verfügbarkeit und liebevolle Zuwendung weit über das Offensichtliche hinauswirken – sie hinterlassen nachhaltige Spuren in der DNA ihrer Kinder. Indem Eltern einen sicheren Rahmen schaffen, können sie die Aktivierung schützender Gene unterstützen und die negativen Effekte von Stress und Traumata mindern. Auch die Bedeutung von positiver sozialer Interaktion und kognitiver Stimulation darf nicht unterschätzt werden, da diese Faktoren das Lernen und die Stressresilienz verbessern.
Für Therapeuten im kindlichen Bereich eröffnet sich durch das Verständnis epigenetischer Mechanismen ein erweiterter Blick auf individuelle Entwicklungsverläufe. Therapeutische Interventionen können gezielt darauf ausgerichtet werden, belastende Erfahrungen zu verarbeiten und die natürlichen Regenerationsprozesse zu aktivieren. Zudem sollten Fachkräfte Eltern sensibilisieren und sie in Erziehungsstrategien beraten, die der emotionalen und kognitiven Förderung ihrer Kinder dienen. Insgesamt unterstreicht diese Perspektive, wie eng biologische, psychische und soziale Dimensionen miteinander verknüpft sind – und wie wichtig es ist, frühzeitig präventiv zu handeln, um langfristige negative Auswirkungen zu vermeiden und die Potenziale jedes Kindes zu entfalten.
Info: Die nächste Ausbildungsrunde der Epigenetik-Coach-Ausbildung von HealVersity beginnt im Anfang Juni 2025. Weitere Infos hier und am Ende des Artikels!
Quellen
- ↑ https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3102328/
- ↑ https://www.child-encyclopedia.com/epigenetics/according-experts/epigenetic-embedding-early-adversity-and-developmental-risk
- ↑ https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4262891/
- ↑ https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9510910/
- ↑ https://www.child-encyclopedia.com/epigenetics
- ↑ https://www.firstfiveyears.org.au/child-development/epigenetics-child-development-and-genes
- ↑ https://www.frontiersin.org/journals/psychiatry/articles/10.3389/fpsyt.2011.00016/full
Weitere interessante Quellen:
- ↑ https://solportal.ibe-unesco.org/articles/epigenetics-and-learning-how-the-environment-shapes-gene-expression-and-the-possible-consequences-for-learning-and-behaviour/
- ↑ https://www.frontiersin.org/journals/behavioral-neuroscience/articles/10.3389/fnbeh.2018.00143/full
- ↑ https://onlinelibrary.wiley.com/doi/toc/10.1111/(ISSN)1469-8749.epigenetic-mechanisms
- ↑ https://www.researchgate.net/publication/51197511_Epigenetics_of_Early_Child_Development
- ↑ https://www.careforkids.com.au/child-care-provider-articles/article/200/the-role-of-epigenetics-in-childrens-development
- ↑ https://www.jstor.org/stable/24698537
- ↑ https://www.thelancet.com/journals/lanchi/article/PIIS2352-4642(23)00106-2/fulltext
- ↑ https://www.nature.com/articles/s42003-021-02316-6
- ↑ https://developingchild.harvard.edu/resources/infographics/what-is-epigenetics-and-how-does-it-relate-to-child-development/
- ↑ https://www.nature.com/articles/pr2007135
Die Ausbildung zum Epigenetik Coach
Für diejenigen, die tiefer einsteigen wollen und sich selbst oder Betroffenen helfen wollen bietet sich die Epigenetik-Coach-Ausbildung bei HealVersity unbedingt an!
Über die erste Epigenetik-Coach-Ausbildung Deutschlands durch „HealVersity“ in Zusammenarbeit mit der Akademie für menschliche Medizin, hatten wir schon oft berichtet und schon eine Vielzahl von Interessenten für den Kurs begeistern können.
Die nächste Ausbildungsrunde startet Anfang Juni 2025!
Alles Wichtige zu diesem intensiven und von uns begleitenden Ausbildungsprogramm, welches in einer Zertifizierung endet, finden Sie hier:
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Auch auf das Spitzen-Gespräch zwischen dem Arzt Dr. Manuel Burzler (Mitgründer von deine Mindbase bzw, HealVersity) und Prof. Spitz hatten wir schon hingewiesen. Sie können es sich aber gerne hier noch einmal anschauen:
Für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich über die AMM anmelden bzw. bei der Anmeldung die AMM als Referenz angeben hält „HealVersity“ besondere Vorteile bereit. So erhalten Sie die Möglichkeit im Rahmen der Live-Veranstaltungen des Kurses an einer persönlichen Diskussionsrunde mit Prof. Dr. med. Jörg Spitz teilzunehmen und auf den besonderen Wissens- und Erfahrungsschatz des AMM-Gründers zuzugreifen. Bitte beachten Sie also, bei Ihrer Anmeldung die Akademie für menschliche Medizin als Referenz anzugeben.
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