Jörg Spitz
Das ABC der Epigenetik

Liebe Leserinnen und Leser,

in diesem und den folgenden Artikeln werden wir Ihnen einen Überblick und das grundlegende Verständnis dazu vermitteln, warum aus unserer Sicht die Kenntnis der epigenetischen Zusammenhänge in unserem Körper Grundlage und Schlüssel der Prävention und Gesundung insbesondere bei chronischen Erkrankungen darstellt. Wir versuchen dabei, soweit möglich, auf bio-medizinischem Fachjargon zu verzichten und stellen Zusammenhänge auf dieser Ebene ggf. vereinfacht dar. In jedem Fall wünschen wir Ihnen aber erhellende und gesundheitsförderliche Erkenntnisse und Inspirationen für Ihren Lebensstil.

Ihr

Jörg Spitz und das Team der AMM


Zellbiologie: Am Anfang steht die Zelle

Betrachten Sie sich bitte zunächst einmal als Lebewesen. Welche Eigenschaften gelten für dieses Lebewesen und wie setzt es sich zusammen? Das Lebewesen Mensch ist ein hochkomplexes, nicht-lineares, adaptives und selbstregulierendes biologisches System. Die Komplexität rührt daher, dass wir aus einem hochintelligenten Zusammenschluss von ca. 50 Billionen Einzelzellen (50 x 1012) bestehen, die miteinander verbunden sind und untereinander kommunizieren. Nur zum Vergleich: Auf der Erde leben ca. 8 Milliarden Menschen (8 x 109). Jeder einzelne Mensch als Zellhaufen ist also etwa 10.000-mal komplexer als das System aller Menschen auf der Erde zusammen. Das erste System (Mensch) funktioniert im Allgemeinen problemlos, während das zweite System (menschliche Gesellschaft) regelmäßig aus den Fugen gerät. Damit wird auch die Anmaßung bzw. Hybris der Standardmedizin an vielen Stellen mehr als deutlich, mit einer „Pille“ das System Mensch zu heilen ist ­­– um es vorsichtig auszudrücken – „ambitioniert"! Aber kommen wir zurück zur Zelle.

Pantoffeltierchen ein tierischer Einzeller
Pantoffeltierchen ein tierischer Einzeller

Vor ca. 3 Milliarden Jahren gab es auf der Erde ausschließlich Einzeller. Um im Laufe der Evolution überlebensfähig zu bleiben und sich erfolgreich an Umweltbedingungen anzupassen, haben sich Zellen in komplexen Kooperationen zusammengeschlossen. Sie haben dabei größtenteils ihre Fähigkeit, für sich allein leben zu können, verloren und sich auf eine Arbeitsteilung im Organismus spezialisiert. In diesen Kooperationen übernimmt jede Zelle eine spezifische Aufgabe. Ob Lungenzellen, Hautzellen, Leberzellen oder Gehirnzellen. Um dieses Zusammenspiel möglich zu machen, sind die Kommunikation unter den Zellen und deren Zusammenhalt von zentraler Bedeutung.

Unser Gehirn oder besser das Netzwerk aller Neuronen im Körper ist der Dirigent dieser Organisation. Dieser Dirigent hat starken Einfluss darauf, wie unsere Zellen arbeiten. Durch Signalmoleküle werden maßgeblich unsere Zellen und somit unser gesamtes biologisches System (also der Körper) gesteuert. Insofern ist nachvollziehbar, dass alles im menschlichen Körper miteinander verbunden ist. Selbst jeder einzelne Gedanke kann einen Effekt auf jede einzelne Zelle oder Zellgruppen haben.

Die Regulation der Gene

Seit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms durch das Humangenomprojekt wissen wir, dass die Anzahl von ca. 22.500 Genen nicht ausreicht, um die komplexen Vorgänge im Körper zu beschreiben (man rechnete eigentlich mit über 100.000 Genen). Es war nicht nur enttäuschend für viele Forscher, sondern auch die Antwort zu Krankheitsursachen wie z.B. der Tatsache, dass Menschen Krebs bekommen, und dieser vermehrt in unserer Gesellschaft auftritt, konnte über die Entschlüsselung des Genoms in keiner Weise gefunden werden.

Der genetische Code ist somit nicht alles. Denn noch komplexer und von größerer Bedeutung ist die Regulation der Gene.

75 % der gesundheitlichen Risiken können wir mit unserem Lebensstil selbst beeinflussen

Lediglich 25 % Prozent unserer Lebenserwartung sind durch unsere Gene festgelegt.  Das heißt anderseits, dass wir 75 % durch unseren Lebensstil, unseren mentalen Zustand und unsere Lebensumwelt beeinflussen können. Die große Frage lautet also, was macht Zellen widerstandsfähig bzw. resilient?

Die Antwort liegt in einer chemischen Veränderung der DNA, die das Ablesen von Genen steuert, der sogenannten DNA-Methylierung bzw. DNA–Demethylierung. Im ersten Fall werden Gene stummgeschaltet im zweiten Fall werden Gene freigeschaltet oder aktiviert.

Jedes einzelne Gen in jeder Zelle wird durch diese Methylierung gesteuert. Eine gut funktionierende Methylierung im Körper ist absolut wichtig, um einen geregelten Ablauf dieses Ablesemechanismus sicherzustellen. Bindet eine Methylgruppe (-CH3) an einen DNA-Abschnitt, sprechen wir davon, dass z.B. ein Gen methyliert, also stillgelegt wurde. Es kann dann nicht mehr abgelesen werden. Gelingt es somit, durch Interventionen im Lebensstil „krankmachende“ Gene abzuschalten, haben wir das Ziel erreicht. Eine Krankheit bricht im Idealfall gar nicht aus.

Der Lebensstil steuert den Methylkreislauf

Der kurz beschriebene DNA-Methylierungs- und Demethylierungsprozess funktioniert nur dann problemlos, wenn verschiedene Voraussetzungen gegeben sind. Dazu gehören u.a.:

  • Die Versorgung mit Mikronährstoffen wie Zink, Vitamin B12, Folsäure, Vitamin B2, Mg, Vitamin B6, Cholin oder z.B. Betain.
  • Natürliche Sonnenstrahlung und die Bildung von Vitamin D.
  • Ein Niveau des oxidativen Stresses im Körper (ob durch Umweltgifte, psychische Belastungen, unterschwellige Entzündungen oder einen Mangel an Antioxidantien bestimmt), das gewisse Schwellwerte nicht überschreitet.
  • Ausreichend Schlaf zur Regeneration aller Zellen.
  • Eine Gedankenwelt und ein Umgang mit Erfahrungen, die Geist und Körper von einer Daueranspannung in ein ausgewogenes Zusammenspiel von Anspannung und Entspannung leiten.

Die Epigenetik ist daher das Fachgebiet der Biologie, das sich mit der Frage befasst, welche Faktoren die Aktivität eines Gens und damit die Entwicklung der Zelle zeitweilig festlegen.

Die Gesamtheit der epigenetischen Modifikationen bezeichnet man als Epigenom

Die Zellen sind im stetigen Austausch mit ihrer Umwelt (dem Körper) und so ist auch unser ganzer Körper im stetigen Austausch mit der Umwelt. Diese Umwelt, wozu auch das menschliche extrazelluläre Gewebe und Milieu um jede Zelle herum zählt, ist gezielt beinflussbar. Diese Erkenntnisse machen uns deutlich, dass unsere Genaktivität nicht in Stein gemeißelt ist, sie ist veränderbar und verändert sich auch stetig! Je nachdem, welches Signal oder welche Information das Epigenom erfährt.

Fazit

Die entscheidenden Signale und Informationen für unser persönliches Epigenom werden durch unseren Lebensstil, unsere Ernährung, unsere Gedankenwelt und Gefühlszustand, unseren Schlaf, unsere zelluläre Umweltbelastung und unseren Umgang mit Erfahrungen bestimmt. Diese Faktoren rufen chemische Veränderungen an der DNA hervor, die dazu führen, dass bestimmte Gene ausgelesen werden oder nicht. Wir können insofern durch unseren Lebensstil zu einem gewissen Grad Einfluss auf die epigenetischen Regulationsmechanismen nehmen. Darüber hinaus sind einmal eingeprägte epigenetische Muster grundsätzlich zu einem gewissen Grad reversibel. Das heißt auch in Bezug auf eine Anpassung des Lebensstils: es ist nie zu spät!

Bei der Akademie für menschliche Medizin finden Sie zahlreiche, frei zugängliche Informationsangebote, welche Sie bei der Umsetzung eines gesunden Lebensstils unterstützen. Begleiten Sie uns gerne weiter auf der interessanten Reise durch die Welt der Epigenetik!


Für diejenigen, die tiefer einsteigen wollen…

Über die erste Epigenetik-Coach-Ausbildung Deutschlands über „deine Mindbase“ in Zusammenarbeit mit der Akademie für menschliche Medizin, hatten wir schon berichtet und schon eine Vielzahl von Interessenten für den Kurs begeistern können.

Im Juni 2022 beginnt nun die nächste Ausbildungsrunde. Alles wichtige zu diesem intensiven und von uns begleitenden Ausbildungsprogramm, welches in einer Zertifizierung endet, finden Sie hier:

>> Hier geht es zur Informations- und Anmeldeseite! 

Auch auf das Spitzen-Gespräch zwischen dem Arzt Dr. Manuel Burzler (Mitgründer von deine Mindbase) und Prof. Spitz hatten wir schon hingewiesen. Sie können es sich aber gerne hier noch einmal anschauen.

Epigenetik-Coaching: Den Lebensstil optimieren

Für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich über die AMM anmelden bzw. bei der Anmeldung die AMM als Referenz angeben, hält „deine Mindbase“ besondere Vorteile bereit. So erhalten Sie die Möglichkeit im Rahmen der Live-Veranstaltungen des Kurses an einer persönlichen Diskussionsrunde mit Prof. Dr. med. Jörg Spitz teilzunehmen und auf den besonderen Wissens- und Erfahrungsschatz des AMM-Gründers zuzugreifen. Bitte beachten Sie also, bei Ihrer Anmeldung die Akademie für menschliche Medizin als Referenz anzugeben.

>> Hier geht es zur Informations- und Anmeldeseite! 

 deineMindbase im Netzwerk Spitzen-Gesundheit der AMM: Zur Partnerseite

Die Vision der ganzheitlichen Heilung von Mensch und Natur bekommt ein neues Fundament. Diese Idee ist über deineMindbase hinausgewachsen. Aus diesem Grund wurde am 1.4.2022 aus "deineMindbase" jetzt HealVersity.

Warum HealVersity?
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Beitragsbild:

Foto von Sincerely Media auf Unsplash

Im Artikel:

Paramecium aurelia, unter CC BY-SA 3.0-Lizenz

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