Unter Mikrobiom im engeren Sinn versteht man die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die ein vielzelliges Lebewesen natürlicherweise, also ohne Auslösung von Krankheitssymptomen besiedeln. Das Mikrobiom des Menschen besteht im Wesentlichen aus Bakterien und Pilzen und umfasst nach neueren Schätzungen etwa 39 Billionen dieser Mikroorganismen aus über 1000 verschiedenen Spezies. Das liegt schon in der Größenordnung der Zellzahl eines erwachsenen Menschen. Die höchste Zahl und Artenvielfalt findet sich im Darm, dessen Mikrobiom aktiv auf physiologische Vorgänge in anderen Bereichen des Körpers Einfluss nimmt.
Inzwischen hat man gesehen, dass das essenzielle Spurenelement Selen in der Lage ist, die mikrobielle Flora zu beeinflussen und Gesundheitsschäden im Zusammenhang mit Dysbiosen zu vermeiden.
Experimentelle Studien haben gezeigt, dass Selenverbindungen von Bakterien aus der Darmflora aufgenommen werden, wodurch ihre Rolle bei der Verbesserung der Bioverfügbarkeit von Selenverbindungen betont wird. Selen aus der Nahrung oder über Selenarzneimittel kann die mikrobiologische Kolonisierung des Darms beeinflussen, was wiederum den Selenstatus des Wirts und die Expression von Selenoproteinen verändert.
Selenmangel kann zu einem Phänotyp der Darmmikrobiota führen, der anfälliger für Krebs, Schilddrüsenfunktionsstörungen, entzündliche Darmerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Obwohl die Mikrobiota des Wirts und des Darms gegenseitig von ihrer symbiotischen Beziehung profitieren, können sie zu Konkurrenten werden, wenn die Versorgung mit Mikronährstoffen begrenzt ist.
In dieser Online-Fortbildung wird ein erster Blick auf diese neue Wechselwirkung geworfen und nach ihrer Bedeutung für die Therapie verschiedener Erkrankungen gefragt.
Ihr Referent: Dr. rer. nat. Günther Stoll
Bitte beachten Sie: Das Seminar richtet sich an Ärzte und Heilpraktiker.