In West-Europa wird Mangelernährung als primäre Ursache einer Hypovitaminose immer seltener. In Deutschland kann sie heute durch chronischen Alkoholismus sowie Fehlernährung, vegetarische Kost und besonders bei älteren Menschen durch verminderte Nahrungsaufnahme, Malabsorption sowie Medikamenteneinnahme mit konsekutiv veränderter Magensäurekonzentration entstehen. Zu Mangelerscheinungen mit neurologischen Syndromen kommt es bei Mangelzuständen der Vitamine A, E, B1, B6, Folsäure, B12, selten D und C. In der Neurogeriatrie sind hauptsächlich Mangelzustände der Vitamine B1 und B12 klinisch relevant.
Vitamin B12-Mangel kann bei über 75-Jährigen in 10-30% der Fälle gefunden werden, bei in Heimen untergebrachten Personen sogar bei bis zu 40%. Daher ist die Diagnose und Therapie des Vitamin B12-Mangels im Alter klinisch stetig relevant. Vitamin B12-Mangel kann neben einer makrozytären Anämie zu einer funikulären Myelose, einer kognitiven Störung, einem organischen Psychosyndrom und einer Polyneuropathie führen.
In der klinischen Praxis kann jedoch das Vorliegen eines Vitamin B12-Mangels übersehen werden, da es neben neurologischen und psychiatrischen Symptomen auch unspezifische Symptome wie unklare Gewichtsabnahme und Inappetenz machen kann. Daher ist eine gute Kenntnis über die vielfältigen Ursachen und klinische Erscheinungsformen erforderlich, um mosaikartig die einzelnen Symptome zum diagnostischen Gesamtbild zusammenstellen zu können.
Eine Therapie der Vitaminmangelsituation soll so rasch wie möglich einsetzen; denn nach länger bestehendem Mangel sind die eingetretenen Schädigungen irreversibel.
Anhand der Patientengeschichten werden klinische, diagnostische und therapeutische Aspekte erörtert: Welche diagnostische Methode ist sinnvoll, ausreichend oder erforderlich?
Zusätzlich werden in diesem Online-Vortrag die verschiedenen „Stellschrauben“, an denen heutzutage therapeutische Strategien angreifen und deren wissenschaftlicher Hintergrund erörtert.
Ihre Referentin: Prof. Dr. med. Marija Djukic (Fachärztin für Neurologie)
Bitte beachten Sie: Das Seminar richtet sich an Ärzte und Heilpraktiker.