GANZIMMUN Webinar: Vitamin-B12-Mangel: Neue Empfehlungen zu Diagnose und Therapie

Ampelschema und ADA-Empfehlung bei Diabetikern

Vitamin B12-Mangel ist ein vorrangiges Problem von diabetischen Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Die Ursachen dafür liegen zum einen in den veränderten Ernährungsgewohnheiten im fortgeschrittenen Lebensalter, zum anderen in der Entwicklung von gastrointestinalen Erkrankungen oder leichtgradigeren Veränderungen wie verminderte Magensäuresekretion. Bariatrische Operationen, also Magenverkleinerungs-Operationen, verlagern das Problem in die jüngeren und mittleren Lebensjahre. Auch die langfristige Einnahme von Medikamenten wie Säureblockern oder Metformin verringern die resorbierbare Vitamin B12-Menge bzw. erschweren die enterale Resorption von Vitamin B12.

Die international führende Amerikanische Diabetes Association (ADA) hat den hohen primären Stellenwert von Metformin in der Therapie des Typ2-Diabetes bestätigt, aber auch erneut in ihren detaillierten Empfehlungen aus 2019 auf die seit Metformin-Therapieeinführung vor über 50 Jahren bekannte, aber zu wenig beachtete Vitamin B12-verarmende Eigenschaft dieses Wirkstoffes hingewiesen. Dabei ist die Labor-Diagnose eines Vitamin B12-Mangels nach dem Ampelschema ratsam. Die Erkennung einer Verarmung an Vitamin B12 ist umso wichtiger, als klar gezeigt wurde, dass ein Vitamin B12-Mangel die Entwicklung einer diabetischen Polyneuropathie begünstigt.

In der rezenten Untersuchung von Didangelos et al. (Nutrients 2021, 13, 395. https://doi.org/10.3390/nu13020395) wurde gezeigt, dass die tägliche hochdosierte orale Zufuhr von 1000 µg Cobalamin für ein Jahr über die hierdurch ermöglichte praktisch unlimitierte Diffusion durch die Darmwand nicht nur den Vitamin B12-Spiegel effektiv normalisiert, sondern die relevanten Beschwerden und objektive Messgrößen der Neuropathie bessern kann.