Pamela Rauleder
Frei von Stress: Frau beim Waldspaziergang

Zu den Bausteinen der mentalen Gesundheit gehören verschiedene Puzzle-Teile. Vor einigen Wochen haben wir bereits die Grundlagen der Resilienz genauer betrachtet und näher untersucht, warum dieses Konzept für unsere mentale Gesundheit so wichtig ist. Im folgenden Artikel nehmen wir den Baustein „Risikofaktoren abbauen“ unter die Lupe. Dabei beantworten wir grundlegende Fragen wie: Was sind Risikofaktoren? Wie baut man diese ab? Und wie macht man am besten den Anfang? 

Risikofaktoren für die mentale Gesundheit

Stress

Stress belastet die Psyche und ist laut Dr. Prof Alfred Wolf einer der bedeutenden Risikofaktoren für die mentale Gesundheit. Im Stresszustand aktiviert unser Körper Adrenalin, Dauerstress produziert dazu Cortisol – den Marathonläufer unter den Stresshormonen. Dieses beeinflusst unter anderem unseren Melatonin-Haushalt, also das Schlafhormon. Durch Anspannungen, so Wolf, entsteht im Gehirn ein besonderer Anspruch, der bis hin zur Schädigung des Körpers z.B. in Bezug auf ungesunde Ernährungsgewohnheiten führen kann.[1] Bei Untersuchungen zum Thema Stress in der Schwangerschaft fand Prof. Alfred Wolf zudem heraus: Dauerhafter Stress in der Schwangerschaft ist genauso schädlich wie eine dauerhafte Nikotin-Exposition. Dabei können eine Reihe von psychischen Störungen entstehen wie beispielsweise Depression oder Angstzustände.[2] Mit der Corona-Pandemie haben sich die Stress-Faktoren noch einmal erheblich zugespitzt. 

Psychische Erkrankungen

Psychische Erkrankungen sind ein elementarer Risikofaktor für die mentale Gesundheit. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist die Prävalenz von Angsterkrankungen und Depression in den Mitgliedsländern seit März 2020 deutlich gestiegen. Bei Angstzuständen um 27 bis 30 Prozent und bei Depressionen um 20 bis 23 Prozent. Laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung waren besonders Kinder und Jugendliche betroffen.[3]

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Abhängigkeit, Trauma, fehlendes soziales Umfeld

Ein weiteres Element, das die mentale Gesundheit beeinträchtigen kann ist die Sucht oder Abhängigkeit. Bei längerem Missbrauch werden Neuronen im Gehirn über Synapsen neu verknüpft, was bis zur Umstrukturierung bestimmter Hirnareale führen kann. Deshalb ist es wichtig, so früh wie möglich einzugreifen, bevor es zum Umbau von Gehirnstrukturen kommt.[4] Auch Trauma, Bindungsstörungen und ein fehlendes soziales Umfeld gelten als Risikofaktoren. Die Zahl der alleinlebenden älteren Männer und Frauen in Deutschland steigt. Altersforscher Professor Dr. Sven Voelpel empfiehlt Alleinlebenden die „3-F-Regel“: Das bedeutet, einmal am Tag mit der Familie, mit Freunden und mit einem oder einer Fremden in Kontakt zu treten, um beispielsweise diesen Risikofaktor abzubauen.[5]

Ungesunder Lebensstil

Auch der Lebensstil hat einen Einfluss auf die Psyche – Wichtige Faktoren sind dabei: unsere Ernährung, die Versorgung mit Mikronährstoffen, Vitalstoffmangel, Bewegung, Entspannung oder auch Umweltgiftbelastung. Der menschliche Körper funktioniert, so Prof. Dr. med. Jörg Spitz, im Zustand der Gesundheit perfekt. „Wenn man sich besinnt, und dem System das gibt was es braucht, dann kann es wieder in Einklang kommen“. Diese Erkenntnis lässt sich sowohl für die körperliche, wie auch für die psychische Gesundheit nutzen. Deshalb ist es wichtig, einen ungesunden Lebensstil zu ändern, nicht nur des Körpers zuliebe, sondern auch zugunsten der Psyche. Der neue Wissenschaftszweig Ernährungspsychologie untersucht die komplexen Zusammenhänge zwischen der Nahrungsaufnahme und der Gesundheit des Gehirns.[6]

Schlafmangel

Schlafstörungen und Schlafprobleme durch Stress sind heute allgegenwärtig und beeinflussen die mentale Gesundheit. Aus Sicht der Schlafwissenschaft ist Stress ein messbarer Faktor der den Schlaf stört. Grund für die Entwicklung sind die immer schnelleren Abläufe in unserer Gesellschaft. Die Stressursachen bei Frauen und Männern sind dabei interessanterweise unterschiedlich. Männer haben hauptsächlich Stress in Beruf. Bei Frauen sind es eher private Probleme, die zu Stress führen.[7] Der Schlafforscher Ingo Fietze, gibt an, dass rund 80 Prozent aller deutschen Arbeitnehmer an Schlafstörungen leiden. Er fordert deshalb vermehrt Forschungen zur Schlafmedizin, mitsamt Lehrstühlen an den Universitäten.[8]

Wie baut man Risikofaktoren ab?

Der erste Schritt, Risikofaktoren abzubauen ist die Kenntnis dieser Faktoren. Viele Menschen sind sich nicht darüber bewusst, dass die oben genannten Einflüsse ihr psychisches Wohlbefinden beeinflussen. Hat man Defizite oder Risikofaktoren erkannt und möchte sich verändern, dann ist der nächste Schritt, Hilfe anzufordern, zum Beispiel in Form von Ressourcen, Büchern oder durch einen geschulten Therapeuten. Zu guter Letzt gehört aber auch eine gute Portion Offenheit und Mut dazu, Risikofaktoren abzubauen, um die mentale Gesundheit zu stärken.

Mentale Gesundheit & Psyche

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Literaturangaben:

  1. AMM Kongress-Vortrag 2020: Stress und unser egoistisches Gehirn - Prof. Dr. med. Alfred Wolf - Diabetes überwinden! (abgerufen 2.2.2022)
  2. Prof Alfred Wolf: Interview.
  3. Christina Hohmann-Jeddi: Depression in Zeiten der Pandemie. Pharmazeutische-Zeitung.de (abgerufen 2.2.2022)
  4. Brigitte M. Gensthaler: Was die Gene dazu sagen. Pharmazeutische-Zeitung.de (abgerufen am 2.2.2020)
  5. DPA. Jeder dritte Senior lebt allein. Pharmazeutische-Zeitung.de (abgerufen am 2.2.2022)
  6. Spitzen-Gespräch: Wege zur psychischen Stabilität – Annett Oehlschläger und Prof. Dr. Jörg Spitz über Bipolare Störung
  7. Schlafstörungen durch negativen Stress -was tun? Samina Schlafsysteme im Interview mit Gesund Schlafen TV
  8. Was verhindert guten Schlaf?  Interview mit Ingo Fietze. DAI Heidelberg 2019

Beitragsbild:

Foto von Emma Simpson auf Unsplash

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