Axel Dubinski
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Menschen in Heil- und Pflegeberufen erleiden häufig einen Burnout und Depressionen, ihre Beziehungen gehen in die Brüche und sie haben eine hohe Suchtaffinität. Medizinerinnen und Mediziner weisen eine höhere Suizidrate als die Allgemeinbevölkerung auf. Die Selbsttötungsraten sind nach den Ergebnissen von 14 internationalen Studien 1,3 bis 3,4-fach höher, die für Medizinerinnen sogar 2,5 bis 5,7-fach höher als bei Nichtmedizinerinnen.

Personalmangel, Arbeitszeiten, Dokumentationsaufwand, Bezahlung, Führungskultur, Restrukturierungen sind oft dysfunktionale und toxische Rahmenbedingungen unter denen Menschen im Gesundheitswesen arbeiten.

Gleichzeitig steigt die Zahl traumatisierter Patientinnen sowie Patienten und die dauernde Konfrontation mit menschlichen Schicksalen, Krankheiten und Tod erhöhen die Gefahr von Sekundär-Traumatisierungen. Dazu kommen die Trauma-Biografien, die Ärzte, Therapeuten und Pflegende aus ihrer persönlichen Familiengeschichte mitbringen. Diese Kombination von Risikofaktoren mit andauerndem hohen Stresspegel macht sie anfälliger für Gesundheitsrisiken. Gleichzeitig holen sich diese Berufsgruppen durchschnittlich weniger Hilfe und therapieren sich lieber selbst.

Warum können diese Menschen anscheinend besser für andere als für sich selbst sorgen? Warum fällt es ihnen so schwer, das Genfer Gelöbnis des Weltärztebundes, in dem es u.a. heißt, „Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können“, einzuhalten?

In ihren Ausbildungen lernen Mediziner, Psychologen und Pflegende wenig bis nichts über seelisches Trauma oder Trauma-Therapie, obwohl sie täglich damit konfrontiert sind.

Was ist und wie entsteht seelisches Trauma?

“Ein Trauma kann alles sein, was zu viel, zu schnell, zu früh oder zu lange passiert, gepaart mit einem Mangel an dem, was eigentlich hätte passieren sollen, also an Ressourcen.”

Resmaa Menakem

“Ein Trauma ist eine seelische Wunde, die Seelisch verhärtet und dann ihre Fähigkeit zu wachsen und sich zu entwickeln beeinträchtigt. Es schmerzt Sie und jetzt handeln Sie aus Schmerz. Es löst Angst aus und nun handeln Sie aus Angst. Trauma ist nicht das, was Ihnen passiert, sondern das, was Ihnen als Folge dessen passiert, was Ihnen passiert ist.“

Dr. Gabor Maté

Trauma ist also nicht das auslösende Ereignis, sondern die innere Reaktion auf das auslösende Ereignis. Diese inneren Schutz-Reaktionen trennen uns von unserem Körpergefühl, Emotionen, authentischem Selbstausdruck und hinterlassen ihre Spuren im Gehirn und Nervensystem.

Vier Grunderfahrungen

Unser Menschsein beginnt als Embryo im Mutterleib mit vier Grunderfahrungen. Die Erfahrung von Bindung, wenn Samen- und Eizelle zusammenkommen und daraus ein komplexer Organismus entsteht. Die Erfahrung von Wachstum durch Zellteilung, von Versorgung mit allen notwendigen Nährstoffen und von Schutz, um sich ungestört entwickeln zu können. Mit der Geburt werden aus diesen Grunderfahrungen nicht verhandelbare Grundbedürfnisse, auf die alle Kinder ein Lebensrecht haben.

In der Realität werden diese Grundbedürfnisse unzureichend oder nur temporär erfüllt. Häufige Ursachen sind: Häusliche Gewalt, emotionale und körperliche Vernachlässigung, Scheidung der Eltern, innere/äußere Abwesenheit der Eltern, sexueller Missbrauch, Sucht, Krankheiten oder Tod in der Familie, Arbeitslosigkeit oder schwerwiegende Familienschicksale, Kriegserfahrungen, Hunger, Flucht, Diskriminierung oder Verfolgung. Fehlende Erfüllung von Grundbedürfnissen führt zu Trauma und inneren Schutz- und Dissoziations-Strategien.

Es sind die Kindheitserfahrungen, die unser Verhalten als Erwachsene steuern. Es sind die unerfüllten Bedürfnisse, die ihre Wunden und Narben in uns hinterlassen haben. Es sind diese kleinen Kinder in uns, die sich nach Heilung sehnen und die wir als Erwachsene nicht hören und sehen, so wie wir als Kinder nicht gesehen oder gehört wurden.

Diesen Kreislauf können wir durchbrechen, wenn wir uns unseren Traumata stellen.

Die Trauma-Coaching-Ausbildung von HealVersity

Mit der Trauma-Coaching-Ausbildung von HealVersity werden Sie zum Trauma-Profi und können sich selbst und Ihren Mitmenschen helfen, verinnerlichte Traumata zu überwinden.

Traumatische Erlebnisse hinterlassen epigenetischen Spuren, die die Genaktivität verändern. Epigenetische Veränderungen haben wir einerseits von unseren Vorfahren übernommen und geben sie andererseits an unsere Nachfahren weiter.

Das zeigen Untersuchungen von Professor Dr. Isabelle Mansuy von der ETH Zürich an von ihren Müttern getrennten Mäusegenerationen. Folgen sind ein verändertes Sozialverhalten, depressionsähnliche Symptome, kognitive Defizite, ein gestörter Glukosestoffwechsel und nicht zuletzt auch funktionelle Veränderungen in Haut und Knochen. Diese Eigenschaften werden an Folgegenerationen weitergegeben.

Die gute Nachricht: Die Untersuchungen der Epigenetikerin zeigen, dass die Spuren des Traumas im Erbgut getilgt werden können. Eine positive und anregende Umgebung führt bei jungen Mäusen dazu, dass die epigenetischen Modifikationen und stressbedingten Verhaltensänderungen bei den Tieren verschwinden. Diese positive Veränderung wird an den Nachwuchs weitergegeben.

Fazit

Menschen in Heilberufen sind nicht weniger traumatisiert als der Bevölkerungsdurchschnitt. Gleichzeitig sind sie durch ihre Arbeit und deren Rahmenbedingungen höheren Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Das führt zu erhöhten Burnout-, Depressions- und Suizidraten. Die beste Gesundheitsvorsorge für Menschen im Gesundheitswesen, ist die Diagnose ihrer Risikofaktoren und Auseinandersetzung mit der eigenen Trauma-Geschichte. Dazu braucht es Einsicht, Mut und den Willen zur persönlichen Veränderung. Trauma ist nicht nur ein Gesundheitsrisiko, sondern die Chance für persönliches Wachstum und ein gesünderes, längeres und erfüllteres Leben. Transformieren sie ihre Traumata in Gesundheitspotenziale. Tun sie es aus Liebe zu sich und aus Liebe zu ihren Patienten und Patientinnen!

Axel Dubinski – Gründer von TraumaHelden

Zur Erlangung von noch mehr Traumata-Wissen schauen Sie sich das Spitzen-Gespräch zwischen Axel Dubinski und Prof. Dr. med. Jörg Spitz an: