Dr. med. Manfred Claussen
BIA - Bioelektrische Impedanz Analyse

Sowohl in der Ernährungsberatung als auch in der medizinischen Diagnostik gilt: Ohne geeignete Analyseverfahren ist es oft unmöglich, den Betroffenen bei gesundheitlichen Problemen die richtigen Empfehlungen an die Hand zu geben. Für diese Anforderungen bietet die Bioimpedanz-Körperanalyse nachgewiesener Maßen nicht nur im klinischen Sektor, sondern auch und besonders im ambulanten Bereich die besten Voraussetzungen.

Die Brauchbarkeit, die Messgenauigkeit und die Übereinstimmung mit aufwändigeren Methoden wie Computertomografie oder DXA (Dual-Röntgen-Absorptiometrie) ist in der klinischen Wissenschaft inzwischen eindrucksvoll belegt. Im Folgenden sollen die methodischen Grundlagen, deren historische Entwicklung und Möglichkeiten der sich rasch fortentwickelnden Messmethode aufgezeichnet werden.

BIA steht für Bioelektrische Impedanz Analyse, also für die Analyse, welchen Widerstand (Impedanz=Wechselstromwiderstand) ein Körper einem minimalen Teststrom entgegensetzt. Durch die verschiedenartigen Körper-Widerstände ist es möglich, unseren menschlichen Organismus nach seiner individuellen Zusammensetzung aufzuschlüsseln. Dies beinhaltet im Wesentlichen die aktive Körperzellmasse (entspricht der Muskelmasse), die Körperfettmasse und den Wasserhaushalt des Körpers.

Die Messmethode eignet sich daher nicht nur bei Fragen nach Veränderungen des Körpers durch Krankheit, sondern auch im Leistungssport, wo bei Athleten Muskelmasse und Leistungsniveau abgefragt werden müssen.

Die Ursprünge der BIA-Messung reichen bis in die 1960er Jahre zurück

Bereits In den 1980er Jahren suchten die ersten Forschungsgruppen in den USA (Nyboer, Lukaski, Kushner, Meguid und andere) nach der Bestimmbarkeit von Körpermassen sowie von Flüssigkeitsverteilungen im menschlichen Organismus.

Sie nutzten Erkenntnisse des französischen Arztes Thomasset, der bereits 20 Jahre zuvor einen Zusammenhang zwischen Wechselstromwiderstand und Körperflüssigkeiten feststellte.

In zahlreichen Studien konnten die Wissenschaftler Referenz- bzw. Normwerte für die gesunde Population herausarbeiten. Diese Daten bilden auch heute noch die Grundlage, um BIA-Messergebnisse richtig zu interpretieren. Denn was wir bei der Anwendung, die mit rund 30 Euro in Rechnung gestellt und häufig von Krankenkassen übernommen wird, zunächst erhalten, sind reine Rohdaten. Einiges Hintergrundwissen ist daher nötig, um aus den Zahlen die richtigen Schlüsse über Körperfettanteil, Körperwasser und Muskelmasse zu ziehen.

Genaue Ergebnisse dank Widerstands-Messung

Doch was passiert bei einer BIA-Messung genau? Letztlich ist der Messvorgang ein wenig mit einem EKG vergleichbar: Der Impedanz-Analysator erzeugt einen konstanten, sehr niedrigen Teststrom mit unterschiedlichen Frequenzen, der über zwei Elektroden in den Körper injiziert wird. Mit zwei zusätzlichen Elektroden wird der Spannungsabfall über den Körperwiderstand abgenommen. Natürlich hängt die Genauigkeit der Messung auch in hohem Maße von der Qualität der eingesetzten Geräte ab. Für die Standardmessung im Liegen besteht seit Jahren internaler Konsens, die sogenannten ESPEN- Guidelines können hier als richtungsweisend bezeichnet werden.

Chancen und Anwendungsmöglichkeiten der BIA-Messmethode

Die einfachste Form der Körpermessung ist das Wiegen des Körpergewichtes. Das reine Gewicht in Kilogramm erlaubt uns jedoch keinen Rückschluss darüber, aus welchen Anteilen (Muskelmasse, Fettmasse, Körperflüssigkeit) das Körpergewicht zusammengesetzt ist.

Mit dem Kennwert des Body-Mass-Index (BMI), welcher das durch Wiegen ermittelte Gewicht in Bezug zur Körpergröße setzt, sollen validere Aussagen etwa über Über- oder Untergewicht möglich sein. Doch auch dieses Verfahren hat seine Tücken: Denn auch der BMI erlaubt uns nicht, die genaue Zusammensetzung der Körpermaße zu bestimmen.

So ergeben sich für einen Menschen mit sehr viel Muskelmasse andere Handlungsempfehlungen als für jene mit übermäßigem Fettanteil oder gar Wasser in den Beinen.

Eine besondere Rolle spielt eine solch differenzierte Messung der Körperzusammensetzung vor allem auch in der Ernährungsberatung. Richtig angewendet, kann so beispielsweise festgestellt werden, ob in Folge einer vegetarischen Ernährung Proteinmangel vorliegt und ob hier eine Umstellung der Ernährung angeraten ist. Gerade auch im oft mühseligen Kampf gegen Unter- oder Übergewicht, können die Ergebnisse der BIA-Messung eine große Hilfe sein, die zudem noch nebenwirkungsfrei, kostengünstig und nicht invasiv ist.

Ein weiteres breites Anwendungsgebiet der BIA-Messmethodik ist der Spitzensport. Kaum einer der europäischen Top-Clubs im Fußball verzichtet heute noch auf eine eigene Messstation in der sportmedizinischen Abteilung, denn dank der Messergebnisse kann genau analysiert werden, welche Faktoren der sportlichen Höchstleistung eventuell im Wege stehen.

Die richtige Anwendung – eine teils noch offene Debatte

Wer nun tiefer in die Debatte um die richtige Anwendung der BIA-Messmethode einsteigt, wird gerade als anwendender Mediziner feststellen, dass nicht in allen Bereichen Konsens über die richtige Durchführung der Messung herrscht. Am klarsten ist wohl die Lage bei der BIA-Liegend mit 4-Punkt-Hand-zu-Fuß-Messung. Hier besteht mit den bereits erwähnten Espen-Guidelines seit Jahren internationaler Konsens und sie ist nach wie vor Methode der Wahl, insbesondere wenn es sich um von der Norm abweichende Probanden, also dehydrierte, überwässerte, alte oder kranke Patienten handelt.

Für alle weiterführenden Fragen sei das Faktenblatt „BIA-Systeme – Am Anfang war das Wasser“ empfohlen, welches Sie hier kostenfrei herunterladen können. In jedem Falle verdient die innovative Messmethode auch in Deutschland eine größere Beachtung. Denn nur mit der richtigen Messung, können letztlich die passenden Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden.


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  • Über den Autor: Dr. med. Manfred Claussen ist Allgemeinmediziner mit Schwerpunkt Bioelektrische Impedanz Analyse und ist AMM-Netzwerkpartner
  • Dr. med. Manfred Claussen im Spitzen-Gespräch:

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