Wie bei allen Substanzen, die der Körper für die Funktion seiner Zellen benötigt, gibt es die klassische Situation der akuten Unterversorgung (absoluter Vitamin D-Mangel). Die damit verbundenen klinischen Symptome bei Kindern (Rachitis) und bei Erwachsenen (Osteomalazie) sind hinreichend bekannt. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass eine andere Situation für den Körper von noch größerer Bedeutung ist: die chronische Unterversorgung (relativer Vitamin D-Mangel), deren zahlreiche und katastrophale Folgen auf der Homepage des Projektes SonnenAllianz ausführlich beschrieben sind. Wie ein Vitamin D-Mangel beruhend auf wissenschaftlichen Quellen definiert wird und wer davon betroffen ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

Einteilung Vitamin D-Spiegel:

  • Optimaler Spiegel: 40-60 ng/ml (100 – 150 nmol/l)
  • Vitamin D-Defizit: <30 ng/ml (75 nmol/l)
  • Vitamin D-Mangel: <20 ng/ml (50 nmol/l)
  • extremer Mangel: <10 ng/ml (25 nmol/l)

Was bedeuten die Einheiten?

Messgröße von Vitamin D z.B. in Supplementen oder Nahrung

1 µg = 40 Internationale Einheiten (I.E.) = International Units (I.U.)

Angabe von Vitamin D-Blutwerten:

1 ng/ml = 2,5 nmol/l

1 ng/ml = 1 µg/l

Problem: Der dunkle Winter

Zwar lagert der Körper in den sonnenreichen Monaten bei ausreichender Besonnung Vitamin D in geringen Mengen im Fettgewebe ab, das dann im Winter „abgerufen“ werden kann. Jedoch zeigen alle jüngeren Studien, dass sich bei einem großen Teil der Bevölkerung saisonal oder gar längerfristig ein gesundheitsgefährdender Vitamin D-Mangel einstellt. Wissenschaftler sprechen inzwischen bereits von einem „epidemischen“ Vitamin D-Mangel.

Deutschland: 2010 waren 88% der Bevölkerung von einem Vitamin D-Mangel betroffen

Eine Publikation des Robert Koch Instituts (RKI) aus dem Jahr 2015 zeigt ebenfalls die Verschiebung der großen Mehrzahl der Werte in den Bereich des Vitamin D-Mangels (1).  Legt man den Referenzwert von 30 ng/ml an diese Ergebnisse an, so weisen im Zeitraum von 2008-2011 lediglich knapp 12 % der repräsentativ ausgewählten erwachsenen Bürger in Deutschland einen regelrechten Vitamin D-Spiegel auf (Abb. 1).

Ein Histogramm zeigt die Verteilung der Serumkonzentrationen von 25-Hydroxyvitamin D (25(OH)D) in Nanogramm pro Milliliter (ng/ml). Die X-Achse kennzeichnet die 25(OH)D-Spiegel von 0 bis 70 ng/ml, während die Y-Achse die Anzahl der Teilnehmer für die jeweiligen Konzentrationsbereiche angibt. Die Balken zeigen eine Häufung der Messwerte im Bereich von 20-30 ng/ml. Eine vertikale blaue Linie bei 30 ng/ml markiert den Grenzwert, ab dem ein ausreichender Vitamin-D-Serumspiegel angenommen wird.

Abb. 1.: Ausgehend von einem Grenzwert von 30 ng/ml Vitamin D findet sich ein Mangel bei nahezu 90 % der erwachsenen deutschen Bürger in einem repräsentativen Kollektiv des Robert Koch Instituts (nach 1).

Auch andere Publikationen bestätigen diese Situation: Schon in den Jahren zwischen 1997 und 1999 wiesen 23,6 % der deutschen Frauen und 23,7 % der Männer einen Vitamin D-Mangel (< 20 ng/ml) auf. Zwischen den Jahren 2008 und 2011 wuchs der prozentuale Anteil auf 29,7 % bei den Frauen und auf 30,8 % bei den Männern was einer Zunahme des Mangels von 25 % bei den Frauen sowie 30 % bei den Männern (2) entspricht.

Vitamin D-Mangel in Europa

99,1 % der Kinder von Vitamin D-Mangel an Wiener Schulen betroffen

In Bestätigung der Daten aus Deutschland wurde im benachbarten Österreich über den Winter eine dramatische Verschlechterung der ohnehin schon unzulänglichen Vitamin D-Versorgung bei Schulkindern im Alter zwischen 11-13 Jahre diagnostiziert. So hatten am Ende des Sommers im Messzeitraum September/Oktober 2013 lediglich 9,4 % der untersuchten Kinder einen normalen Vitamin D-Wert (> 30 ng/ml), während im Frühjahr 2014 nur noch 0,9 % einen solchen aufweisen konnten (3).

Eine 2016 durchgeführte europaweite Meta-Analyse mit 55.844 Erfassungen ergab, dass 13 % der Teilnehmer von einem akuten Vitamin D-Mangel mit Blutspiegeln von <12 ng/ml betroffen waren. Immerhin 40,4 % hatten immer noch einen moderateren Vitamin D-Mangel mit Spiegeln von unter 20 ng/ml.

Der mittlere Vitamin D-Spiegel von Jugendlichen aus 9 europäischen Ländern (Griechenland, Spanien, Italien, Ungarn, Österreich, Frankreich, Belgien, Deutschland und Schweden) lag dabei unter 20 ng/ml (Vitamin D-Mangel), wobei knapp 80 % der Untersuchten Werte von unter 30 ng/ml und somit mindestens ein Vitamin D-Defizit aufwiesen.

Englische Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 1-18 Jahre waren so wie ältere Bevölkerungsgruppen (> 19 Jahre) laut Studienanalyse allesamt zu 89 % von Vitamin D-Mangel betroffen. Auch 78% der Niederländer, 78% der Dänen, 84% der Norweger und sogar 65-86% der sonnenverwöhnten Griechen hatten demnach Vitamin-D-Spiegel von unter 30 ng/ml, also mindestens ein Vitamin D-Defizit. In Finnland und Island sieht die Versorgungssituation mit dem Sonnenhormon keineswegs besser aus (4).

Allgemeine Empfehlungen

Bei unzureichender Sonneneinstrahlung/Aufenthalt an der Sonne wird empfohlen, neben der einer möglichen UV-B-Bestrahlung im Solarium eine Supplementierung (Zufuhr per Vitamin D-Präparat) in folgenden Dosierungen, die als grobe Richtwerte angenommen werden können, vorzunehmen. Bei allen Dosierungsangaben sollte aber auch das Körpergewicht berücksichtigt werden, da dieses für den Vitamin D-Bedarf ausschlaggebend ist. Ein deutlich übergewichtiges Kind benötigt beispielsweise mehr Vitamin D als ein normal- oder untergewichtiges Kind.

  • Kleinkinder 0-12 Monate: 400 – 1000 I.E./Tag – (Obergrenze 2000 I.E.*)
  • Kinder 1-8 Jahre: 400-1.000 I.E./Tag – (Obergrenze 2000 I.E.*)
  • Kinder/Jugendliche 9-18 Jahre: 600-2.000 I.E./Tag – (Obergrenze 4000 I.E.*)
  • Erwachsene: 2000-5.000 I.E./Tag – (Obergrenze 10.000 I.E.*)
  • Schwangere: typischerweise. 4000 I.E./Tag (Obergrenze 10.000 I.E.*)

* Werte für die Obergrenzen wurden von dem führenden Vitamin D-Forscher Dr. Holick übernommen, der seine Empfehlungen auf http://drholick.com/ darlegt.

Wie hoch sollte der Vitamin D-Spiegel im Blut sein?

Medizinische Fachvereinigungen und Organisationen haben in den letzten Jahren ihre früher viel zu niedrige Empfehlung stufenweise erhöht – und werden das voraussichtlich auch in den kommenden Jahren tun.

Die führenden Vitamin D-Forscher gehen inzwischen schon von einem Vitamin D-Mangel bei Werten unter 30 ng/ml aus:

Mangelgrenzwert: 30 ng/ml = 75 nmol/l

Internationale Experten haben sich vorübergehend auf folgenden optimalen Vitamin D Wert verständigt, wobei sich dieser Grenzbereich aufgrund neuer Forschungsergebnisse in Zukunft noch weiter nach oben verschieben könnte:

optimaler Spiegel: 40-60 ng/ml (100-150 nmol/l)

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hält 20 µg (= 800 I.E.) Vitamin D pro Tag für ausreichend. Diese Empfehlung gilt aber als sehr umstritten, da der Vitamin D-Grenzwert von 30 ng/ml, geschweige denn der optimale Vitamin D-Spiegel (40-60 ng/ml) damit nicht erreicht werden kann. Von Vitamin D-Forschern werden daher in der Regel höhere Werte angenommen (2.000 – 5.000 I.E. pro Tag nur zur Stabilisierung des optimalen Vitamin D-Spiegels, s.o.) empfohlen. Bei einem Vitamin D-Mangel oder auch nur einer Unterversorgung (das gilt in Deutschland für mindestens 60 Prozent der Bevölkerung und am Ende des „Vitamin D-Winters“ bis zu 80 Prozent) dürfte auch diese Zufuhr zumindest kurzfristig nicht ausreichen, um den „Normalwert“ zu erreichen. In diesen Fällen werden regelmäßige Messungen, z.B. halbjährlich, empfohlen.

AMM-Empfehlungen

AMM Vitamin-D-Produktempfehlungen: https://spitzen-praevention.com/produktkategorie/vitamin-d/

Kostenfreier Vortrag: Prof. Jörg Spitz über die Grundlagen der Gesundheit Teil 1/4: VITAMIN-D MANGEL: Die stille Bedrohung

Dieser Vortrag ist Teil des Digitalen Kongresspaketes „Diabetes überwinden“: https://digitalewelt.spitzen-praevention.com/kmm-diabetes/

Sie möchten noch mehr über Vitamin-D3 lernen? Dann ist unser Stiftungsprojekt die SonnenAllianz das Richtige für Sie!

Quellen:

(1)   Robert Koch-Institut, Berlin: Gert B.M. Mensink, Clarissa Lage Barbosa Anna-Kristin Brettschneider Journal of Health Monitoring · 2016 1(2) DOI 10.17886/RKI-GBE-2016-033

(2) Rabenberg, Martina; Scheidt-Nave, Christa; Busch, Markus A.; Rieckmann, Nina; Hintzpeter, Birte; Mensink, Gert B. M. (2015): Vitamin D status among adults in Germany–results from the German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS1). In: BMC public health 15, S. 641. DOI: 10.1186/s12889-015-2016-7.

(3) S Mehany , C Pöppelmeyer , N Cvjetkovic , N Barkhordarian , O Prochazka , K Buchinger , O Helk , B Wessner , H Klinglmayer , G Schwarz , O Pachinger , K Widhalm.  Niedrige Vitamin-D-Blutspiegel in Wiener Schulkindern: EDDY Studie, Aktuel Ernahrungsmed 2015; 40 – P2_3. DOI: 10.1055/s-0035-1550200

(4) Cashman, D, K., G, K., Marcela, Jara, Henauw, D., … Lips. (2016, February 10). Vitamin D deficiency in Europe: pandemic? Retrieved from https://academic.oup.com/ajcn/article/103/4/1033/4662891.