Ausgebrannt im Hamsterrad: In der modernen Arbeitswelt sind Stress und Burnout zu allgegenwärtigen Herausforderungen geworden, die sowohl die eigene Gesundheit als auch die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern eines Unternehmens beeinträchtigen können. Stress, in seinen verschiedenen Ausprägungen, kann sowohl kurzfristig motivierend als auch langfristig schädlich sein. Burnout hingegen ist eine ernsthafte Folge von chronischem Stress, die weitreichende negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Produktivität hat. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, wie es zu einem Burnout kommen kann, welche Früherkennungs- und ganzheitliche Behandlungsansätze es gibt, und wie jeder einzelne von uns durch kleine, einfache Achtsamkeitsübungen die eigene (psychische) Gesundheit selbst in die Hände nehmen kann.

Was ist Stress?

Stress ist eine komplexe Reaktion des Körpers auf physische oder psychische Belastungen, die als Herausforderung empfunden werden. Diese Reaktion kann sowohl positiv als auch negativ sein und hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der individuellen Wahrnehmung, Bewältigungsstrategien und Umstände. (Lesen Sie mehr in dem Beitrag „Was für ein Stress! – Mit Alltagsbelastungen richtig umgehen „)

Was können stressauslösende Faktoren (sog. Stressoren) sein?

  • Lärm
  • Klima
  • Verkehrsstau
  • Wartezeiten
  • Finanzielle Sorgen
  • Krankheiten
  • Schmerzen
  • Langeweile oder Überforderung
  • Kritik

Positiver Stress (Eustress)

Positiver Stress, bekannt als Eustress, ist eine Form von Stress, die als motivierend und förderlich empfunden wird. Er kann kurzfristig sein und dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit zu steigern, die Aufmerksamkeit zu verbessern und persönliches Wachstum zu fördern. Beispiele für Eustress sind etwa das Annehmen neuer Herausforderungen, das Erreichen persönlicher Ziele oder das Empfinden von Aufregung bei spannenden Ereignissen.

Negativer Stress (Disstress)

Negativer Stress, auch als Disstress bezeichnet, entsteht, wenn die Belastung oder die Anforderungen die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigen. Dies führt zu einem Gefühl von Überforderung, Angst, Frustration und auch körperlichen Beschwerden. Disstress kann langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben, wenn er nicht angemessen bewältigt wird.

Flow-Zustand

Der Flow-Zustand ist ein psychologischer Zustand, der durch ein hohes Maß an Konzentration, Engagement und Zufriedenheit gekennzeichnet ist. In diesem Zustand verschmelzen Handlung und Bewusstsein, Zeit scheint zu verschwinden und das Gefühl von Kontrolle und Selbstwirksamkeit ist in diesem Zustand stark ausgeprägt. Der Flow-Zustand tritt auf, wenn die Anforderungen einer Aktivität mit den Fähigkeiten und Interessen einer Person in Einklang gebracht werden. (1)

Burnout: Wer ausgebrannt ist, hat vorher für etwas gebrannt?

Das Burn-out (englisch: to burn out - “ausbrennen”), also das Ausgebranntsein, trifft häufig Menschen, die sehr idealistisch an ihre berufliche Tätigkeit herangehen.

Oder wie es in der Burnout-Forschung immer wieder heißt: “Um ausbrennen zu können, muss man vorher einmal für etwas gebrannt haben...”. Und gerade dieser Idealismus sowie die damit verbundenen Enttäuschungen erhöhen das Risiko, in ein Burn-out zu geraten. Das Burnout ist mittlerweile eine anerkannte Krankheit und wird als „Zustand der totalen Erschöpfung“ erfasst.

Früher wurde angenommen, dass nur Menschen in sozialen Berufen wie z.B. Krankenschwestern oder Lehrer an einem Burnout erkranken können. Inzwischen weiß man, dass ein Burnout im Prinzip jeden treffen kann

Ein Burnout, bzw. ein Burnout-Syndrom, sind dabei keine eng definierten Krankheiten, sondern vielmehr ein langsamer, schleichender Prozess, der von der ursprünglichen Begeisterung für eine Tätigkeit hin zu immer mehr Frustration, Gefühlen der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins, nachlassender Leistungsfähigkeit und einem zunehmenden Rückzug führen kann.

Diese Symptome des Burn-out-Syndroms müssen dabei sehr ernst genommen werden, denn sie können im weiteren Verlauf zum Auftreten von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, wie z.B. Depressionen, Ängsten oder somatoformen Erkrankungen, führen. Ein frühes therapeutisches Eingreifen ist dann wichtig, um der Chronifizierung dieser Erkrankungen vorzubeugen und um den Betroffenen ihre Lebensfreude zurückzugeben.

Ursachen eines Burnouts

Die Ursachen von Burnout sind vielfältig und können auf Arbeitsbedingungen sowie auf persönliche Faktoren zurückgeführt werden.

Arbeitsbedingungen

Zu den Arbeitsbedingungen, die zu einem Burnout beitragen können, gehören:

  • eine hohe Arbeitsbelastung
  • Zeitdruck
  • unklare Rollenverteilungen
  • zu hohe oder nicht klar definierte Erwartungen
  • mangelnde soziale Unterstützung
  • unsichere Zukunftsaussichten
  • Angst vor Ausgrenzung
  • Fehlende Möglichkeit der Selbstverwirklichung

Diese Faktoren können dazu führen, dass Mitarbeiter sich überfordert fühlen und Schwierigkeiten haben, mit den Anforderungen ihres Berufs umzugehen. Doch ein Burnout kommt nicht von heute auf morgen, sondern stellt einen schleichenden Prozess dar. Die Vorstufen sind zum Beispiel eine gesteigerte Arbeitsaktivität bei verminderter Leistungsfähigkeit, Rastlosigkeit, das Gefühl, nie Zeit zu haben, die Vernachlässigung eigener Bedürfnisse, Versagensängste, Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, ein gesteigertes Aggressionspotenzial, bis hin zu Symptomen wie Herzstörungen, hohem Blutdruck, Kopfschmerzen oder Tinnitus. (2)

Persönliche Faktoren

Auch persönliche Faktoren wie Perfektionismus, mangelnde Selbstfürsorge, unzureichende Bewältigungsstrategien und ein Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben können das Risiko, ein Burnout zu erleiden, verstärken. Personen, die dazu neigen, sich stark mit ihrer Arbeit zu identifizieren und Schwierigkeiten haben, Grenzen zu setzen, sind möglicherweise anfälliger für Burnout. (3)

Prävention und Management

Burnout-Management für Betroffene erfordert einen proaktiven und ganzheitlichen Ansatz, um die negativen Auswirkungen von anhaltendem Stress und Überarbeitung zu bewältigen. Ein effektives Burnout-Management umfasst die Identifikation der Warnsignale wie anhaltende Erschöpfung, sinkende Leistungsfähigkeit und emotionale Entfremdung. Frühzeitiges Erkennen dieser Symptome ermöglicht es Betroffenen, rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wichtig ist hierbei, das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben wiederherzustellen, beispielsweise durch angepasste Arbeitszeiten, regelmäßige Pausen und Zeit für persönliche Interessen und Entspannung.

Unterstützende Maßnahmen wie professionelle Beratung und Therapien können ebenfalls hilfreich sein, um Bewältigungsstrategien zu entwickeln und die psychische Resilienz zu stärken. Die Förderung eines offenen Dialogs über psychische Gesundheit am Arbeitsplatz schafft zudem ein unterstützendes Umfeld, das präventiv gegen Burnout wirken kann.

Hier finden Sie einige Strategien, die hilfreich für Betroffene sein können:

  1. Selbstreflexion und Erkennung der Belastungsgrenzen: Es ist wichtig, die eigenen Grenzen der Belastbarkeit zu erkennen und zu akzeptieren. Das Führen eines Tagebuchs, in dem Gefühle und Stressoren notiert werden, kann helfen, Muster zu erkennen und frühzeitig gegenzusteuern.
  2. Strukturierte Tagesplanung: Die Einführung einer klaren Struktur im Tagesablauf mit festen Arbeitszeiten und ausreichenden Pausen kann helfen, Überarbeitung zu vermeiden. Pausen sollten aktiv für Entspannung genutzt werden, z.B. durch kurze Spaziergänge oder Meditationsübungen.
  3. Professionelle Unterstützung suchen: Psychologische Beratung oder Therapie kann entscheidend sein, um die Ursachen von Burnout zu verstehen und effektive Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Professionelle Helfer können auch dabei unterstützen, Veränderungen im Lebens- und Arbeitsstil vorzunehmen.
  4. Aufbau eines unterstützenden Netzwerks: Das Gespräch mit Familie, Freunden oder Kollegen über die eigenen Herausforderungen kann nicht nur emotional entlastend sein, sondern auch praktische Unterstützung im Alltag fördern.
  5. Physikalische Gesundheit pflegen: Regelmäßige körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung und ausreichender Schlaf sind essenziell, um sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit zu stärken.
  6. Achtsamkeit und Stressmanagement-Techniken: Techniken wie Achtsamkeit, Yoga oder progressive Muskelentspannung können helfen, den Körper und Geist zu beruhigen und Stress zu reduzieren.
  7. Berufliche Anforderungen anpassen: Es kann notwendig sein, mit dem Arbeitgeber über eine Anpassung der Arbeitsbelastung oder der Arbeitszeiten zu sprechen, um eine gesunde Work-Life-Balance zu gewährleisten. Effektives Zeitmanagement kann dazu beitragen, Stress zu reduzieren, indem Prioritäten gesetzt, realistische Ziele gesetzt und Pausen eingeplant werden. Durch die Organisation von Arbeitsabläufen und die Nutzung von Zeitmanagement-Tools können Mitarbeiter effizienter arbeiten und Überlastung vermeiden.

Achtsamkeitsübungen

Achtsamkeitsübungen wie Meditation, Atemtechniken und Entspannungsübungen können helfen, Stress abzubauen, die Konzentration zu verbessern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Durch regelmäßige Praxis können Sie lernen, im Moment präsent zu sein und Stressreaktionen zu reduzieren.

Achtsamkeit ist mittlerweile bestens wissenschaftlich beforscht und hilft nachweislich:

  • die körperliche und seelische Balance wieder zu erlangen oder zu verbessern
  • einen angemessenen Umgang mit Belastungs-Situationen zu finden
  • Erschöpfungs-Symptome und Stressreaktionen zu reduzieren
  • Stresserzeugende Denk- und Verhaltensweisen zu erkennen und zu reduzieren
  • Destruktive Denkprozesse z.B. Grübeln zu erkennen und zu beenden/abzumildern
  • Dramatisierungs- und emotionale Aufschaukelungsprozesse zu unterbinden
  • mehr Bewusstheit, Sammlung und emotionale Stabilität zu erlangen.

„Achtsamkeit bedeutet, dass wir ganz bei unserem Tun verweilen, ohne uns ablenken zu lassen.“
―Dalai Lama

Fazit

Insgesamt ist es wichtig, sowohl individuelle als auch organisatorische Maßnahmen zu ergreifen, um einem Burnout vorzubeugen und zu bewältigen. Durch die Förderung eines gesunden Arbeitsumfelds, die Unterstützung von Selbstfürsorge und die Entwicklung von Bewältigungsstrategien können Sie dazu beitragen, Ihre Gesundheit und das Wohlbefinden Ihrer Mitmenschen, wie Ihrer Mitarbeiter oder Kollegen, langfristig zu erhalten. Darüber hinaus sind ganzheitliche Früherkennungs- und Behandlungsansätze entscheidend, um die Anzeichen eines Burnoust frühzeitig zu identifizieren und umfassend zu adressieren. Diese Ansätze integrieren sowohl psychologische als auch physische Gesundheitsaspekte und stellen sicher, dass sowohl die mentalen als auch die körperlichen Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigt werden. Durch solche integrierten Programme können individuelle und organisatorische Präventionsstrategien effektiver gestaltet und die Resilienz gegenüber Arbeitsbelastungen nachhaltig gestärkt werden.

AMM-Empfehlung: Stresskompetenz erlernen – ganz einfach von zu Hause aus

Was ist Stress überhaupt? Sollten wir generell jeden Stress vermeiden oder gibt es intelligentere Möglichkeiten, um Anspannung und Entspannung ins Gleichgewicht zu bringen? Welche Ressourcen stehen uns für ein nachhaltiges Stressmanagement zur Verfügung und wie können wir diese am besten einsetzen, um unsere Lebensqualität zu steigern.

In diesem Online-Seminar lernen Sie, wie Sie am besten in den „Flow“ kommen, ein Zustand der emotionalen Stabilität, der ausreichend Antrieb und Motivation garantiert, dabei aber nicht überfordert.

Beitragsbild von Pixel-Shot / shutterstock.com