Besonnen Sonnen

Mit dem Sonnenlicht ist es wie mit vielen anderen Dingen im Leben: die Dosis ist entscheidend! Bei regelrechter Dosis und regelmäßiger Sonnennutzung überwiegen die positiven Effekte - vor allem, aber nicht nur, durch die Vitamin D-Bildung. Bei Überdosierung dagegen überwiegen die negativen Effekte - erhöhtes Hautkrebsrisiko und Hautalterung. Ein Sonnenbrand sollte daher unbedingt vermieden werden.

Vitamin D-Versorgung in Deutschland

In Deutschland ist von Oktober bis März keine Vitamin D-Produktion durch die UV-Exposition der Sonne möglich, weil die Sonneneinstrahlung zu flach in die Erdatmosphäre eintritt. Aufgrund der deutlich längeren Distanz, welche die UV-Strahlen zurücklegen müssen, wird insbesondere der UV-B-Anteil der Strahlung, der für die Vitamin-D-Produktion notwendig ist, von der Atmosphäre absorbiert. Dieser Umstand wurde bereits 1988 durch ein amerikanisches Forscherteam mittels Messungen am 52. Breitengrad, an dem sich auch Berlin befindet, nachgewiesen (1).

Doch auch von Anfang April bis Ende September kann Vitamin D nur in einem max. Zeitfenster von 11 bis 15 Uhr (Hochsommer) auf der Haut synthetisiert werden. Je weiter man sich auf der Zeitachse vom Sonnenhöchststand (21. Juni) entfernt, desto geringer wird dieses Zeitfenster sowie die Intensität der durchdringenden UV-B-Strahlung und schließt sich Oktober bzw. März gänzlich. So kann in den Monaten April und September beispielsweise nur noch in der Mittagssonne ein wenig Vitamin D durch Sonnenexposition getankt werden. Der Sonnenhöchststand ist durch die Sommerzeitumstellung um 13:00 und nicht um 12:00 Uhr mittags. Auf was Sie beim Sonnen achten sollten, haben wir hier für Sie zusammengefasst.

UV-A dagegen hält den ganzen Tag über an und kann die UV-B-Strahlung um das Zehn- bis Tausendfache übersteigen. Auch im Jahresverlauf bleibt die UV-A-Strahlung fast gleichmäßig intensiv.

Für die Vitamin D-Bildung gibt es eine praktische Faustregel:

„Vitamin D-Bildung kann durch die Sonne nur so lange angestoßen werden, wie mein Schatten kürzer ist als ich selbst. Oder umgekehrt: Wenn mein Schatten länger ist als ich groß bin, bildet sich durch die Sonnenstrahlen kein Vitamin D in der Haut.“

Gefahren eines Vitamin D-Mangels

Ein Mangel an Vitamin D kann ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen haben. Vitamin D ist essenziell für die Aufnahme von Calcium und Phosphor im Darm, was wiederum für die Knochengesundheit von entscheidender Bedeutung ist. Ein Vitamin D-Mangel kann zu Osteoporose, Muskelschwäche, und erhöhtem Risiko für Knochenbrüche führen. Darüber hinaus spielen Studien eine zunehmende Rolle bei der Untersuchung von Vitamin D in Bezug auf das Immunsystem und die Prävention von bestimmten Krankheiten.

Aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten sich mit Vitamin D über die Nahrung bzw. Sonnenexposition dauerhaft zu versorgen, ist eine Supplementation mit Nahrungsergänzungsmittel empfehlenswert. Ausnahme: an Sommertagen wo ausreichend Vitamin D über die Haut produziert werden konnte.

Empfehlungen für ausreichende Sonnenexposition

Um einer unzureichenden Vitamin D-Versorgung entgegenzuwirken, empfehlen Experten regelmäßige, moderate Sonnenexposition. Etwa 30 Minuten täglich an Händen, Armen und Gesicht sind ausreichend, um die Vitamin D-Produktion zu fördern. Dies sollte idealerweise in den Mittagsstunden erfolgen, wenn die UV-B-Strahlung am intensivsten ist.

Ausreichend Vitamin D über die Sonne bekommen Sie in Deutschland nur:

  • von Ende März – Mitte Oktober
  • zwischen 11-15 Uhr
  • wenn die Haut (mindestens Arme und Beine) unbedeckt und ohne Sonnencreme an der Sonne ist
  • regelmäßiger Aufenthalt in der Sonne stattfindet (am besten täglich)
  • im besten Fall die Dauer der Sonnenbestrahlung auf ihren Hauttypen angepasst ist (helle Typen kürzere Zeit)

Fazit

Prof. Dr. Med. Jörg Reichrath, Professor für Dermatologie an der Universität des Saarlandes, leitender Oberarzt und ständiger Vertreter des Klinikdirektors stellt fest:  "Dermatologen und andere Kliniker müssen anerkennen, dass es überzeugende Beweise dafür gibt, dass die Schutzwirkung weniger intensiver UV-Sonnenstrahlung ihre mutagenen Wirkungen überwiegt."

AMM-Empfehlung

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von Prof. Dr. Jörg Spitz & Sebastian Weiß
Erscheinungsjahr: 2023

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Beitragsbild von Elena Rudakova / Shutterstock.com